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Bundesamt für Naturschutz

Wie wirksam sind akustische Warngeräte für Schweinswale?

Das BfN fördert
Meere
06.10.2022
Stralsund
Um den Beifang von Schweinswalen in ihren Stellnetzen zu reduzieren, setzen Fischer vor der Küste Schleswig-Holsteins seit 2017 freiwillig akustische Warngeräte, sogenannte Porpoise-ALerting Devices (PALs), ein. Ein internationales Team erforscht jetzt, wie wirksam diese Warngeräte den Beifang reduzieren und welche Auswirkungen deren Einsatz langfristig hat. Das Projekt wird mit 900.000 Euro vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Schweinswal-Mutter mit Kalb
Eine Schweinswal-Mutter mit Kalb, die durch das Experiment schwimmen.

Im Sommer 2022 startete vor der dänischen Nordküste bei Fyns Hoved ein aufwendiger Feldversuch zum Schutz der Schweinswale. Unter Leitung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund untersuchen die Forschenden mithilfe von Drohnen, klassischen Vermessungstechniken und Unterwasserhorchstationen sowohl das Verhalten von Schweinswalen bei der Echoortung als auch, wie weit sie sich einem experimentellen Netz nähern, an dem PALs akustische Warnsignale abgeben.

Die künstlichen, von PALs ausgesendeten Signale ähneln einer natürlichen, aggressiven Klicksequenz, die Schweinswale auf eine mögliche Gefahr aufmerksam machen soll. Die Beifangraten haben sich durch dieses Gerät in groß angelegten Fischereiversuchen verringert, doch es ist noch unklar, ob das Prinzip auch auf Dauer effektiv wirkt und ob es die langfristige räumliche Verteilung von Schweinswalen beeinflusst.

Die Stralsunder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der bioakustischen Forschung an in der Ostsee heimischen Kleinwalen. Nun bündeln die Forschenden ihre Kompetenzen mit den Daten, der Logistik und den Erfahrungen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, der Universität Aarhus, dem Naturhistoriska Riksmuseet in Stockholm, der Meereszoologie Nehmten sowie dem Ostsee Info-Center in Eckernförde.

Da PALs in Schleswig-Holstein seit 2017 bereits ohne ein Monitoring der Beifangraten eingesetzt werden, müssen Daten von Schweinswalen in Dänemark erhoben werden, die PALs bisher noch nicht hörten. Diese Daten dienen dann als Vergleichsgrundlage, um festzustellen, ob die Tiere sich an PALs gewöhnen. Das könnte die Effizienz der Geräte verringern und die Beifangrate wieder erhöhen.

Im Dezember 2013 griffen in Schleswig-Holstein erstmals freiwillige Maßnahmen zur Reduktion von Schweinswalbeifängen. Seit 2017 werden Fischern, die ihre Netze mit PALs ausrüsten möchten, die Geräte kostenfrei über das Ostsee Info-Center Eckernförde zur Verfügung gestellt. Mithilfe der Fischer wollen die Forschenden die Frage nach der dauerhaften Wirkung der PALs beantworten. Denn für eine nachhaltige Fischerei gilt es, Schweinswalbeifänge so weit wie möglich zu reduzieren.

Zusätzlich sind im Projekt die Universität Aarhus und das Naturhistoriska Riksmuseet in Stockholm eingebunden. Dadurch können im Projekt auch Gebiete untersucht werden, in denen PALs noch nicht genutzt werden. Das Team erhofft sich dadurch Rückschlüsse darüber, ob die Geräte für andere Schweinswalpopulationen anwendbar sind. Die Schweinswale der inneren Ostsee sind vom Aussterben bedroht – doch ob PALs wirklich für diese Tiere anwendbar sind, bleibt abzuklären. Die wenigen verbliebenen Tiere brauchen unbedingten Schutz, der durch diese akustischen Alarmgeräte womöglich nicht realisiert werden kann.

Die ersten akustischen und visuellen Daten, die in diesem Sommer in Dänemark gesammelt wurden, sind mit einer Größe von 20 Terabyte so umfangreich, dass sie derzeit noch weiter gesichtet werden müssen. Klar ist aber schon jetzt, dass die Reaktionen auf die PALs und das experimentelle Netz vielfältig sind und zahlreiche neue Erkenntnisse liefern werden. Das Projekt läuft bis Ende 2024. Es wird mit 900.000 Euro vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert und vom BfN fachlich begleitet.

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