Mehr Artenkenntnis für mehr Insektenschutz
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Wer die vielfältigen Lebewesen unserer Natur kennt, kann sie auch besser schützen. Die fortschreitende Klimakrise und das zunehmende Artenaussterben erfüllt viele Menschen in Deutschland mit großer Sorge. Daher ist es besonders wichtig, junge Menschen schon früh dafür zu sensibilisieren, wie vielfältig und wertvoll die Natur ist und welchen Beitrag sie leisten können, um die biologische Vielfalt noch besser zu schützen.“
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Jugendliche nehmen nicht nur den Insektenrückgang weltweit und auch in Deutschland bewusst wahr. Insgesamt 60 Prozent der Jugendlichen würden gerne mehr Tier- und Pflanzenarten kennen. Diese beiden Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie des Bundesamtes für Naturschutz geben Anlass zur Hoffnung, dass sich sowohl der Artenschwund als auch der Schwund bei den Taxonom*innen stoppen und in einen positiven Trend umkehren lässt.“
Hintergrund
Die fehlende Artenkenntnis ist ein Problem für den Natur- und Biodiversitätsschutz, weil immer weniger Menschen über das Wissen verfügen, ökologische Zusammenhänge zu analysieren und zu deuten, um wirksame Konzepte und konkrete Maßnahmen für den Artenschutz zu entwickeln. Bundesweit fehlt es heute an Fachleuten in Behörden, Universitäten, Fachgesellschaften und Verbänden, die dieses taxonomische Wissen zur Untersuchung und zum Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen können.
Die Universität Rostock und das Institut für Zelltechnologie e.V. (IZT) haben sich deshalb gemeinsam zum Ziel gesetzt, mit dem Projekt „Insektenvielfalt fördern & Artenkenntnis entwickeln“ bereits bei Kindern und Jugendlichen der Klassen 5 bis 12 das Interesse für Naturerfahrungen zu wecken, Artenkenntnisse zu Insekten zu vermitteln und ihr Bewusstsein für den Schutz der biologischen Vielfalt und insbesondere der Insektenvielfalt zu fördern. Im Projekt werden schulische und außerschulische Angebote entwickelt. Dabei wird Fachwissen altersgerecht aufbereitet und so bereitgestellt, dass sich Anknüpfungspunkte zum Lehrplan finden. Konkrete Anleitungen und digitale Fundmeldungen sollen dazu anregen, dass die Schüler*innen sich nachhaltig mit Insekten beschäftigen.
Auf Workshops an Schulen und Exkursionen in die schulnahe Umgebung erhalten Lehrkräfte und Schüler*innen das Rüstzeug für die sichere Bestimmung von Insektenarten. Die Bestimmung, Fotodokumentation und die Möglichkeit, Insektenfunde zu melden (Citizen Science) sollen dazu beitragen, dass sich aus dem anfänglichen situativen Interesse bei einigen Teilnehmenden ein längerfristiges Interesse entwickelt. So sollen sich Artenkennerinnen und Artenkenner heranbilden, die sich im Rahmen des Projektes regelmäßig treffen, austauschen und gemeinsam an Exkursionen teilnehmen.
Darüber hinaus ist geplant, dass die teilnehmenden Schulen ihre Umgebung so umgestalten, dass die Insektenvielfalt davon profitiert: Wird die Mahd von Grünflächen angepasst, die Vielfalt einheimischer Gehölze erhöht oder werden Blühflächen und „wilde Ecken“ in Schulgärten angelegt, eröffnen sich auch neue Möglichkeiten des Insektenfindens und -dokumentierens. Es entstehen insektenfreundliche Schulen.