Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Ein Aktionsplan für den Kleinabendsegler

Arten
Gebiete und Lebensräume
Monitoring
Nationales Artenhilfsprogramm
Ziel des Projekts ist es, die Verbreitung und Populationsstruktur des Kleinabendseglers besser zu erforschen. Auf Grundlage der Ergebnisse wird ein Arten-Aktionsplan mit Schutz- und Förderungsmaßnahmen in Sommer-, Paarungs- und Wintergebieten sowie auf den Zugstrecken erstellt.
Bundesland
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 1.1 Zoologischer Artenschutz
Laufzeit
01.01.2023 – 31.12.2025
Finanzvolumen
715.586,00  €
Ein Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) im Flug, aufgenommen von vorne rechts. Die Flügel befinden sich über der Horizontalen und bilden annähernd ein „V“, wodurch im Gegenlicht die Fingerknochen des rechten Flügels, welche die Flughaut aufspannen, gut zu erkennen sind. Der Mund ist weit geöffnet, was auf die aktive Echoortung hinweist.
Kleinabendsegler im Flug. Im Gegenlicht sind die Fingerknochen gut zu sehen.

Beschreibung

FKZ 3522151200

Hintergrund

Der Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) ist eine in Deutschland seltene Fledermausart (Meinig et al. 2020), die im offenen Luftraum jagt und saisonal über weite Strecken migriert. Eine besondere Gefährdung geht für diese Art daher von Windenergieanlangen aus. In einigen Bundesländern gilt der Kleinabendsegler als ‚gefährdet‘ oder gar ‚stark gefährdet‘ (Meinig et al. 2020). Die Datenlage zur Biologie, Verbreitung und Populationsgrößen ist allerdings ungenügend, um einen kurz- oder langfristigen Bestandstrend zu schätzen oder eine nationale Rote-Liste-Kategorie zu vergeben. Aufgrund dieser Wissenslücken ist es aktuell schwierig ein geeignetes Schutzprogramm zu entwickeln. In dem Anfang 2023 gestarteten Vorlaufvorhaben im nationalen Artenhilfsprogramm werden daher zunächst Kenntnislücken zur Ökologie des Kleinabendseglers durch Forschungen gefüllt und dann auf dieser Basis ein Arten-Aktionsplan für den Kleinabendsegler erarbeitet.

Das Projekt

Ziel des Projektes ist es, die Verbreitung und Populationsstruktur der Sommer-, Herbst- und Winterpopulationen des Kleinabendseglers in Deutschland sowie die saisonalen Zugbewegungen besser zu verstehen. Folgende Fragestellungen werden bearbeitet: 

  • Verbreitung des Kleinabendseglers: Es werden Verbreitungs- bzw. Vorkommensdaten z.B. aus Länderdatenbanken und Gutachten zusammengetragen. Außerdem werden Kastenkontrollen im Winter durchgeführt, um die Winterverbreitung der Art weiter zu erforschen. Anhand der gewonnenen Daten werden Verbreitungsmodelle entwickelt.
  • Genetische Strukturanalysen: Da die Verbreitung alleine noch nichts über Populationsstrukturen und -beziehungen aussagt, soll eine genetische Strukturanalyse durchgeführt werden. Dazu werden genetische Proben aus Wochenstuben, Paarungs- und Überwinterungsgesellschaften in Deutschland und Südeuropa analysiert.  
  • Entwicklung eines Populationsmonitorings und Analyse von Bestandstrends: Als Voraussetzung für eine valide Schätzung von Bestandstrends soll ein funktionierendes Populationsmonitoring erarbeitet werden. Dazu werden Tiere in mehreren Kastengebieten mit Wochenstuben- bzw. Überwinterungskolonien beringt und die Kästen anschließend über mehrere Jahre hinweg kontrolliert. Anhand von Fang-Wiederfang-Analysen werden Überlebensraten, Bestandstrends und Populationsgrößen berechnet und auf dieser Basis ein geeignetes Monitoring-Schema entwickelt. 
  • Habitatstruktur: Anhand von Habitatstrukturanalysen in Wochenstubengebieten werden kleinräumig wichtige Habitatparameter im Umfeld von Baumquartieren ermittelt. Die Kenntnis dieser Parameter ist die Voraussetzung zur Umsetzung von geeigneten Schutzmaßnahmen in Wäldern. 
  • Zugbewegungen: Die Zugrouten und das Zugverhalten des Kleinabendseglers sind bisher kaum bekannt. Diese Kenntnislücken erschweren den Schutz des Kleinabendseglers. Zur Analyse der genauen Zugbewegungen werden erstmals neuartige Sender eingesetzt, die zwar nur eine ungefähre Positionsbestimmung ermöglichen, dafür aber die Positionen potentiell über mehrere Wochen hinweg über das Mobilfunknetz senden. Im Spätsommer werden Kleinabendsegler vor dem Wegzug aus Wochenstubengebieten sowie im Frühling vor dem Rückzug aus den Überwinterungsgebieten besendert.

Ausblick

Die Ergebnisse dieser verschiedenen Analysen werden genutzt, um in einem Arten-Aktionsplan Schutz- und Förderungsmaßnahmen für den Kleinabendsegler in Sommer-, Paarungs- und Überwinterungshabitaten sowie auf den Zugstrecken zu erarbeiten. Damit werden Grundlagen für Umsetzungsvorhaben im nationalen Artenhilfsprogramm gelegt. Die Ergebnisse werden veröffentlicht und projektbegleitend in einem Film visualisiert, in dem die Lebensweise des Kleinabendseglers porträtiert und über den Aktionsplan und die Schutzmaßnahmen informiert wird.

Referenzen
Meinig, H.; Boye, P.; Dähne, M.; Hutterer, R. & Lang, J. (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (2): 73 S. 

Zuwendung (bestimmt) für

Freiburger Institut für angewandte Tierökologie GmbH (FrInaT)
Dunantstraße 9, 79110 Freiburg
0761 208999-60

Auftragnehmende

Nachtaktiv Biologen für Fledermauskunde GbR
Häßlerstr. 99, 99099 Erfurt
0361 78977-06
Institut für Tierökologie und Naturbildung
Waldstr. 19, 35321 Laubach-Gonterskirchen
06405 50577-0

Projektpartnerschaft

Universität Greifswald
Dr. Saskia Schirmer
Angewandte Zoologie und Naturschutz
Loitzer Str. 26, 17489 Greifswald
Seq-IT
Cornelia Ebert
Pfaffplatz 10, 67655 Kaiserslautern
Oikostat
Fränzi Korner-Nievergelt
Rothmättli 16, CH-6218 Ettiswil
BioAcousticsNetwork - Jens Koblitz
Gottfried-Keller-Str. 18, 78467 Konstanz

Kontakt im BfN

Fachgebiet II 1.1
0228 8491-1411
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Zurück nach oben