Konsum naturverträglich gestalten: Handlungsempfehlungen für ausgewählte Produkte
Hintergrund
FKZ 3523840500
Nicht-nachhaltige Konsummuster und Produktionssysteme stellen die Ursachen für viele Treiber des weltweiten Biodiversitätsverlusts dar. Sie sind insbesondere für Landnutzungsänderungen verantwortlich (z.B. Umwandlung tropischer Wälder und anderer Ökosysteme in neue An- oder Abbauflächen), aber auch für Umweltverschmutzung, Treibhausgasemissionen etc. Besonders betroffen ist der Globale Süden, wo sich sowohl viele der artenreichsten Ökosysteme der Erde befinden, als auch ein Großteil der Anbaugebiete weltweit gehandelter Rohstoffe. Um die Biodiversität und ihre lebenswichtigen Ökosystemleistungen in den Anbauregionen zu erhalten, ist eine Konsumwende hin zu einem umweltfreundlichen und suffizienten Konsum insbesondere im Globalen Norden dringend erforderlich.
In der internationalen Politik hat dieses Thema in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. So befassen sich zwei der Ziele des Globalen Rahmen für die biologische Vielfalt von Kunming-Montreal damit, bis 2030 die Auswirkungen unternehmerischen Handelns auf die Biodiversität zu reduzieren (Ziel 15) und naturverträglichen Konsum zu fördern (Ziel 16). Zudem legt die neue EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen fest, die entwaldungsrelevante Produkte (Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk) in der EU auf den Markt bringen.
Projekt
Um Konsummuster naturverträglicher zu gestalten, fördert das BfN mit Mitteln des BMUV das Projekt „Konsum naturverträglich gestalten: Handlungsempfehlungen für ausgewählte Produkte zum Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit“ (FKZ: 3523840500). Umgesetzt wird das Vorhaben vom Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW) in Kooperation mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu). Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, die notwendige Transformation in Richtung nachhaltiger Konsummuster weltweit zu stärken.
Das Projekt verfolgt hierfür zwei Ansätze: Erstens wird die wissenschaftliche Informationsbasis über die Auswirkungen von Konsummustern in der Europäischen Union auf jene Ökosysteme des Globalen Südens weiterentwickelt, die von Biodiversitätsverlust am stärksten betroffen sind. Dabei stehen die drei Produkte Soja, Palmöl und Shrimps im Fokus, wobei beim Fallbeispiel Soja an Ergebnisse aus dem BfN-Vorgängerprojekt „KonsumWende“ angeknüpft wird. Im Rahmen der Untersuchung werden auch bestehende wissenschaftliche Methoden zur Messung und Bewertung der Biodiversitätsauswirkungen von Produkten kritisch geprüft, angewandt und, wo nötig, weiterentwickelt.
Darauf aufbauend werden zweitens konkrete Instrumente und Handlungsempfehlungen zur Förderung eines naturverträglichen Konsums zusammengetragen und bewertet, unter enger Einbeziehung internationaler Expert*innen und politischer Entscheidungsträger*innen. Hierbei wird u.a. mit der Arbeitsgruppe „Biodiversity & Consumption“ (eheml. „Biodiversity Communication“) des Programms für Verbraucherinformation im One Planet Network des Umweltprogramms der Vereinten Nationen zusammengearbeitet, die im BfN-Vorgängerprojekt „Gemeinsam für naturverträglichen Konsum“ ins Leben gerufen wurde.
Die Projektergebnisse werden für verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Formaten aufbereitet, öffentlichkeitswirksam kommuniziert und in relevante Politikprozesse eingespeist. Ein erster Policy Brief mit Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen zur Förderung eines naturverträglichen Lebensmittelkonsums wurde bereits im August 2024 veröffentlicht, weitere werden folgen.
Ausblick
Am 8.-9. Oktober 2024 wird im Rahmen des Projektes ein zweitägiger Workshop im BfN in Bonn ausgerichtet, bei dem gemeinsam mit internationalen Expert*innen die bisherigen Untersuchungsergebnisse diskutiert und relevante Maßnahmenempfehlungen für naturverträglichen Konsum weiterentwickelt werden. Die Ergebnisse des Workshops fließen anschließend in die Entwicklung verschiedener Projektpublikationen mit ein, darunter mehrere Policy Briefs, Factsheets sowie ein zusammenfassender Ergebnisbericht. Alle Veröffentlichungen sollen bei einem virtuellen Abschlussevent im Herbst 2025 öffentlichkeitswirksam vorgestellt werden.