Pri-o-biodiv - Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks biodiversitätsrelevanter Produkte und Dienstleistungen
Beschreibung
FKZ 3522810300
Hintergrund
Die Erzeugung und Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen ist vielfach mit Auswirkungen auf die biologische Vielfalt verbunden. Wie groß die (potenziellen) Auswirkungen tatsächlich sind, ist jedoch sowohl für Unternehmen als auch Konsument*innen nicht immer sofort ersichtlich. Deshalb bedarf es geeigneter Instrumente, welche die Zusammenhänge zwischen Produktion und Konsum und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Biodiversität darstellen können und so bewusste Produktions- und Konsumentscheidungen im Sinne der biologischen Vielfalt ermöglichen.
Einen konkreten Ansatzpunkt dafür bietet die Integration von Biodiversität in Methoden wie Ökobilanzen oder Fußabdrücke. Diese basieren auf dem Konzept des Produktlebenszyklus und versuchen eine Einschätzung über die Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen auf verschiedene Umweltaspekte entlang deren gesamten Lebenswegs zu geben.
Auch wenn dazu bereits verschiedene Forschungsarbeiten und -ansätze vorliegen – darunter auch eine vom BfN im Rahmen eines früheren F&E-Vorhabens geförderten Methodik – gibt es jedoch noch keinen allgemein gültigen Standard zur Bewertung der Auswirkungen auf die Biodiversität durch Produkte und Dienstleistungen. Es bedarf weiterer Erkenntnisse zur Eignung der Methoden, die Biodiversität in Ökobilanzen und Fußabdrücke integrieren wollen.
Projekt
Hier setzt das vom Bundesamt für Naturschutz im ReFoPlan 2022 geförderte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Pri-o-biodiv - Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks biodiversitätsrelevanter Produkte und Dienstleistungen“ an. Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist es, unter Berücksichtigung von verfügbaren Vorarbeiten zur Entwicklung einer Biodiversitätsmethodik in Ökobilanzen, einen eigenständigen Biodiversitätsfußabdruck zur Aufdeckung von Biodiversitätsrisiken und -chancen von Produkten und Dienstleistungen zu erarbeiten.
Dafür sind im Vorhaben verschiedene Arbeitspakete vorgesehen:
- AP 1: Biodiversitätsstudien. Zur Erarbeitung einer wissenschaftlich fundierten Basis sind im Rahmen des Vorhabens mehrere Literaturanalysen vorgesehen. Es werden u.a. Erkenntnisse zur Wechselwirkung von Konsum und Biodiversität systematisiert, z.B. in welcher Weise die Produktion, der Transport, die Nutzung und Entsorgung von Gütern und Dienstleistungen in Wechselwirkung mit Biodiversität steht. Darüber hinaus werden in einer weiteren Literaturanalyse verschiedene Methoden zur Bewertung von Produkten und Dienstleistungen bzgl. ihrer Wirkung auf Biodiversität recherchiert und aufbereitet.
- AP 2: Hemerobie und Biodiversität. Verschiedene Methoden zur Abschätzung der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt verwenden den Hemerobie-Ansatz (Naturferne/ Intensität des menschlichen Eingriffs auf einer Fläche) als Maß für die Qualität von Flächen. Daher wird auch unter Zuhilfenahme von Expert*innen-Interviews aus verschiedenen Bereichen der Biodiversitätsforschung untersucht, inwiefern Hemerobie als Indikator für Biodiversität geeignet ist. Darüber hinaus wird für ausgewählte Methoden eine vergleichende Analyse zwischen auf Hemerobie basierenden Ökobilanz-/Fußabdruckmethoden und Methoden mit anderen Indikatoren für Biodiversität vorgenommen.
- AP 3: Durchführung von Fallbeispielen. Anschließend werden die Methoden anhand verschiedener Fallbeispielen angewendet und so im Hinblick auf ihre Wirkungsabschätzung zu Biodiversität verglichen. Dabei wird auf drei Fallbeispiele bzw. Produktbereiche eingegangen:
- Bedarfsgegenstand aus Holz vs. Kunststoff/Glasfaserwolle
- Lebensmittel: Vergleich eines Fleischprodukts mit einem pflanzlichen Pendant, und
- Energie: EE (Windenergie onshore/PV) vs. dt. Strommix
- AP 4: Empfehlungen für einen Biodiversitäts-Fußabdruck. Anhand der Projektergebnisse aller Arbeitspakete werden in AP 4 Empfehlungen generiert wie ein Biodiversitätsfußabduck auszugestalten ist und welchen weiteren Forschungsbedarf es bzgl. der Integration von Biodiversität in einem Fußabdruck bzw. der Ökobilanz gibt.
Durch die Integration von Expert*innen-Interviews und einem Fachworkshop werden sowohl Biodiversitätsforscher*innen als auch Expertise aus der Ökobilanz-Community im Projekt berücksichtigt.
Ausblick
Das Vorhaben trägt mit seiner Zielsetzung zu verschiedenen internationalen und nationalen Strategien und Zielsetzungen bei. Z.B. sieht die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 vor, dass Methoden, Kriterien und Standards entwickelt werden sollen, um die wesentlichen Merkmale der Biodiversität, ihrer Dienstleistungen, Werte und nachhaltigen Nutzung zu beschreiben. Dazu gehört auch die Messung des ökologischen Fußabdrucks von Produkten‚ einschließlich der Anwendung von Lebenszykluskonzepten. Ebenso gibt es Bezüge zur Nationalen Strategie über die biologische Vielfalt (NBS) 2030. Deren 2023 veröffentlichter Konsultationsentwurf beschreibt, dass bis 2026 biodiversitätsbezogene Lebenszyklus- und Footprint-Ansätze (weiter)entwickelt und mit Daten unterlegt werden sollen, um Auswirkungen von Produkten und Dienstleitungen auf Biodiversität besser mess- und sichtbar zu machen.