Studie zur Kohlenstoffspeicherkapazität mariner Sedimente in der deutschen Ostsee (KomSO)
Beschreibung
FKZ 3523NK370A-E
Hintergrund
Die Meere spielen eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf und damit auch im globalen Klimasystem. Bis heute haben die Meere ca. 30% der von Menschen verursachten Kohlenstoffdioxid (CO2) – Emissionen bereits aufgenommen. Die Meere können dieses CO2 in verschiedenen Lebensräumen langfristig speichern. Diese Fähigkeit nennt man Blue-Carbon-Potential. Das BfN fördert darum Projekte im Meer, die eine besondere Rolle beim natürlichen Klimaschutz, d. h. auch beim Schutz der marinen Biodiversität haben. Die marinen Sedimente gelten insgesamt als eine der größten Kohlenstoffsenken der Erde. Dies jedoch in unterschiedlichem Maße. Darum erfolgt in diesem Projekt eine bisher fehlende und dringend notwendige Standardisierung der Messverfahren für die natürliche Kohlenstoffspeicherkapazität. Bei der Entwicklung werden zudem solide Daten zu den Blue-Carbon-Potentialen des Meeresbodens in der Ostsee ermittelt.
Projekt
Das Projekt gliedert sich in mehrere Komponenten:
1 „Entwicklung und Standardisierung von Messverfahren zur Evaluierung der natürlichen Kohlenstoffspeicherkapazität“
Im Rahmen von kurzen Schiffsausfahrten sollen in der Ostsee Wasser- und Sedimentproben genommen und analysiert werden sowie ergänzende akustische Messungen/Kartierungen durchgeführt werden. In Ringversuchen mit Beteiligung aller Forschungsinstitute werden die Messmethoden zu Gesamt-Gehalten an organischem und anorganischem Kohlenstoff optimiert und standardisiert.
2 „Erfassung und Evaluierung der natürlichen Kohlenstoffspeicherkapazität der verschiedenen marinen Sedimente in der deutschen Ostsee“
Zunächst werden für die deutsche Ostsee bereits vorhandene Datensätze zusammengetragen und evaluiert. Basierend darauf werden Lücken in der Bestimmung organischer und anorganischer Kohlenstoffgehalte mariner Sedimente identifiziert, die dann z. B. mit Beprobungen an ausgewählten Standorten geschlossen werden sollen. Ebenso werden Daten zu Einflussfaktoren (Sauerstoff, Temperatur, Intensität der bodenberührenden Fischerei, benthische Organismen, Primärproduktion, Raten der Küstenerosion etc.) ermittelt. Diese Daten bilden wiederum die Grundlage für die Bewertung des Einflusses von Randbedingungen auf die Kohlenstoffspeicherkapazität. Dabei wird auch die Freisetzung von Methan (einem deutlich schädlicheren Treibhausgas als es Kohlendioxid ist) analysiert.
3 „Erstellung von Verbreitungskarten der kohlenstoffreichen Sedimente der deutschen AWZ der Ostsee und von geeigneten Entwicklungszonen für solche Meeresgebiete“
Mit den Ergebnissen werden Karten zu den Kohlenstoffspeichergebieten in der deutschen AWZ der Ostsee erstellt. Ziel ist es, Gebiete zu identifizieren, die derzeit schon eine besonders effiziente Klimawirksamkeit entfalten, d. h. die durch hohe CO2-Fixierung und geringe Methanfreisetzung gekennzeichnet sind. Zusätzliche Simulationen und Kosten-Nutzen-Analysen werden durchgeführt, mit denen die Wirkung von Schutzmaßnahmen, wie z.B. die Beschränkung der bodenberührenden Fischerei, abgeschätzt werden kann.
Ausblick
Ziel des Leitfadens zu standardisierten Messverfahren zur langfristigen Kohlenstoffspeicherkapazität mariner Sedimente ist es, eine Methode zu entwickeln mit deren Hilfe die Untersuchungen zu den Blue-Carbon-Potentialen in Deutschland und in den angrenzenden Meeresgebieten harmonisiert werden können. Dazu sollen die Ergebnisse des Projektes mit Fachleuten in verschiedenen Workshops diskutiert werden. Es besteht dafür ein enger Austausch mit den im Rahmen des „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ im Bereich „Meere und Küsten“ geplanten Projekten. Der Wissensdialog findet in mehrere Richtungen statt: von der Politik zur Wissenschaft, von der Wissenschaft zur Politik und von der Wissenschaft in die Gesellschaft.