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Bundesamt für Naturschutz

"Wildkatzensprung" - Wiedervernetzung der Wälder Deutschlands

Digitalisierung
Damit Wildkatzen und andere Wildtiere wieder ungefährdet wandern und neue Lebensräume erschließen können, soll ein 20.000 km langes Netzwerk verbundener Waldgebiete entstehen. Dazu werden Tausende Bäume und Sträucher gepflanzt. Parallel dazu werden die aktuellen Bestände und Wanderungen der Wildkatzen in einer Gendatenbank erfasst.
Bundesland
Baden-Württemberg
Bayern
Hessen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Laufzeit
01.11.2011 - 31.10.2017
Finanzvolumen
5.140.000 €
Förderschwerpunkt
Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands

Wildkatzensprung

Hintergrund

Die Europäische Wildkatze, der "kleine Tiger Deutschlands", breitet sich wieder aus. Ihre Zahl wird in Deutschland auf derzeit 5000-7000 Tiere geschätzt. Das Raubtier hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland und zählt auch aufgrund seiner Gefährdung zu den Arten, für die Deutschland international eine besondere Verantwortung trägt. Die Lebensräume der Europäischen Wildkatze sind naturnahe Laub- und Mischwälder mit alten Baumhöhlen und einem hohen Totholzanteil. Solche Wälder sind in Deutschland stark vereinzelt. Oft sind sie durch Straßen, landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungen zerschnitten und voneinander isoliert. Das macht es für die Wildkatze, aber auch für andere Waldtiere schwer und gefährlich, weitläufig zu wandern, neue Lebensräume zu erschließen und sich inzuchtfrei zu vermehren.

Projekt

Im Rahmen des Projekts wurden in sechs Bundesländern (BW, HE, NI, NW, RP, TH ) Waldverbindungen gepflanzt bzw. bestehende Wälder ökologisch aufgewertet. Mehr als 16.000 Bäume und Büsche wurden mit tatkräftiger Unterstützung hunderter Ehrenamtlicher gepflanzt und Wälder – bspw. in der Eifel – mit Totholz angereichert. Parallel dazu wurden die aktuellen Bestände und Wanderungen der Wildkatzen untersucht. In allen zehn Bundesländern, in denen die Wildkatze vermutet wurde, wurden dazu weiträumig und mit breiter ehrenamtlicher Unterstützung Haarproben gesammelt und genetisch analysiert. Die so gewonnenen Daten fließen in eine bundesweite Gendatenbank für Wildkatzen ein, die erste ihrer Art für ein Säugetier in Deutschland. Projektpartner für die Auswertung der Daten und die Erstellung der Datenbank ist das Senckenberg-Institut in Frankfurt.

Bisher hat das Forschungsinstitut bereits über 4.700 Haarproben von Tieren genetisch ausgewertet. Einige Tiere hinterließen Haare an unterschiedlichen Stellen und geben so wichtige Hinweise zu ihrem Wanderverhalten. Um an die Haare zu gelangen, hatten mehr als 750 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit Baldrian besprühte Lockstöcke aufgestellt. Die Katzen reiben sich daran und hinterlassen dabei Haarproben. In den vier Wintern seit 2011 wurden über 26.000 Lockstock-Kontrollen durchgeführt.

Mit diesem breiten Monitoring und der Gendatenbank ist es erstmals vorstellbar, wie viele Tiere in welchen Gebieten vorkommen. Besonders hohe Bestandsdichten konnten in den großen Waldgebieten im Westen (Eifel, Hunsrück) und Mitteldeutschland (Leine-Weser, Harz, Hainich) nachgewiesen werden. Das zeigt, dass sich die Bestände in den Kernarealen sehr gut erholt haben. Darüber hinaus sind auch in Nord- und Mittelbayern zahlreiche Wildkatzennachweise gelungen, die für größere Bestände in diesen Waldregionen sprechen. Bei der Analyse der Haarproben trat eine deutliche genetische Trennung zwischen den Verbreitungsgebieten in Mittel- und Westdeutschland zu Tage. Trotz des großen Untersuchungsgebiets und den umfangreichen Kontrollen wurden niemals einzelne Wildkatzen in zwei Gebieten nachgewiesen, was Hinweise auf aktuelle Ausbreitungsbarrieren liefert, die die Wildkatze schwer überwinden kann. Auch die Anforderungen an den Lebensraum bestätigten die Lockstockkontrollen deutlich. Während in Mischwaldregionen Nachweise gelangen, blieben sie in benachbarten Nadelwäldern aus.

Mit diesen umfangreichen Naturschutzmaßnahmen über 10 Bundesländer hinweg und den über 1.200 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ist der „Wildkatzensprung“ eines der größten Naturschutzprojekte in Europa und ist beispielhaft im Hinblick auf Citizen Science für den Naturschutz. Projektträger ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Das Projekt Wildkatzensprung wird von den jeweiligen Landesverbänden des BUND umgesetzt.

Projektträgerschaft

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin
030 27586-40

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung

Kontakt

Programmbüro Bundesprogramm Biologische Vielfalt
0228 3821-1809
0228 3821-1440
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn
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