Brachflächen als Biodiversitätsinseln in der Agrarlandschaft
Durch den Verzicht auf eine Einsaat, Düngung und Pflanzenschutzmittel und eine sehr reduzierte Pflege können sich auf Brachflächen unter anderem selten gewordene Ackerwildkräuter wieder vermehren. Stellenweise sollte dies sogar durch eine gezielte Ansaat entsprechender Arten unterstützt werden. Der lockere und vielfältige Bewuchs unterschiedlichster Pflanzenarten bietet Lebensraum für viele Insekten. Feldvögel finden auf den Flächen reichlich Nahrung und Unterschlupf für ihre Jungen. Auch Säugetiere wie der Feldhase profitieren von solchen Flächen, und das gerade im Winter, wenn hier noch eine deutlich höhere Vegetation vorhanden ist als auf umliegenden, gerade neu eingesäten Ackerflächen. Wenn sich solche Brachflächen über mehrere Jahre entwickeln, entfalten sie mit ihrer Farbenpracht auch eine besonders hohe Wirksamkeit für die biologische Vielfalt. Sie sind wichtige „Inseln“, besonders in den häufig sehr eintönigen, intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften.
Brachen, zusammen mit anderen Strukturen wie Hecken und Kleingewässern, bereichern Agrarlandschaften und tragen zum Biotopverbund bei. Dafür müssen diese Strukturen in ausreichender Anzahl und Qualität in der gesamten Landschaft verteilt sein. Ihre größte Wirkung entfalten Brachen, wenn sie einen Flächenanteil von mehr als 10 Prozent erreichen. Dann können auch weniger mobile Arten wie Laufkäfer, kleine Säugetiere und Amphibien zwischen den Flächen wandern und einen passenden Lebensraum finden. Das sichert langfristig das Überleben der verschiedenen Arten und erhöht die biologische Vielfalt in der gesamten Landschaft.
Insbesondere viele Nützlinge finden in den Brachen einen Lebensraum und können ihre Ökosystemleistungen auf den Ackerflächen erbringen. So können Schwebfliegen und Wildbienen bei der Bestäubung der Kulturpflanzen wertvolle Dienste leisten. Wieder andere Arten, wie zum Beispiel Schlupfwespen, fressen Schädlinge, bevor sie für die landwirtschaftlichen Kulturen zur Gefahr werden.
Und auch unter der Erde tut die Ruhe gut. Das Bodenleben kann sich erholen, Wurzeln stabilisieren die Bodenstruktur, Regenwürmer belüften den Boden und bringen durch ihre Aktivität organisches Material in die Erde ein. Dadurch entsteht wertvoller Humus, der später wieder für das Wachstum der Kulturpflanzen wichtig ist.
Jahrhundertelang hat der Wechsel von Bewirtschaftung und Brache vielfältige Lebensgemeinschaften in unseren Agrarlandschaften entstehen lassen und zur Fruchtbarkeit der Böden beigetragen. Diese Leistungen müssen wieder stärker genutzt werden. Mehr Brachflächen und Strukturelemente in der Agrarlandschaft werden dringend benötigt, um dem anhaltenden Trend der Abnahme der biologischen Vielfalt entgegen zu wirken und internationale und nationale Ziele der Agrarumweltpolitik zu erreichen.