Bodensaure Nadelwälder (Vaccinio-Piceetea)
Montane bis subalpine natürliche bzw. naturnahe Fichtenwälder (Vaccinio-Piceeta) der Alpen und der Mittelgebirge im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte. Umfasst eine weite standörtliche Amplitude von Silikat- bis Kalkböden, kaltluftgeprägten hydrophilen bis xerophilen Vegetationstypen.
Beschreibung
Es handelt sich um natürliche oder naturnahe Fichten- und Tannenmischwälder auf sauren Gesteinen oder in niederschlagreichen Regionen mit sauren Rohhumusauflagen über Kalkgesteinen. Lokal tritt der Lebensraumtyp auf Sonderstandorten z. B. Kaltluftsenken oder als Blockwald auch in tieferen Lagen auf.
Verbreitung
In Deutschland liegen die Vorkommen des Lebensraumtyps in den Alpen und mit besonderen regionalen Ausbildungen in den Hochlagen der Mittelgebirge, v. a. im Bayerischen Wald, im Harz und im Hochschwarzwald. Fichtenforste des Norddeutschen Tieflandes liegen außerhalb des natürlichen Vorkommens der Fichte und gehören nicht zum Lebensraumtyp.
Gefährdung
Die Hauptgefährdungsfaktoren sind eine intensive Forstwirtschaft, überhöhte Wildbestände (Wildhege, Einbringung von Gams, Mufflon etc.), Nähr- und Schadstoffeintrag („saurer Regen“) aus der Luft, sowie die Einbringung fremder Baumarten, z. B. Douglasie.
Schutz
Eine Nutzung oder Pflege ist zum Erhalt des Lebensraumtyps nicht erforderlich. Er stellt in den Hochlagen einen natürlichen Lawinen- und Erosionsschutz bis an die Waldgrenze dar. Kleine Waldbereiche sollten wegen der wertvollen tot- und altholzreichen Zerfallsphasen ungenutzt bleiben. Ggf. sind Maßnahmen zur Regulierung der Wilddichten erforderlich.
Kartierungshinweise
Durch die Dominanz von Fichte gekennzeichnet und im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte gelegen. Fichtenforste außerhalb der natürlichen Verbreitung der Fichtenwälder sind ausgeschlossen.
Bemerkungen
In der EU zählen auch die natürlichen Fichtenwälder mit Picea orientalis und die natürlichen Fichtenwälder des Kaukasus mit Picea omorika zu diesem Lebensraumtyp.