Der Retzbachpark – Renaturierung und Naturerlebnis am Markt Gaimersheim
Worum geht es?
Transformation einer landwirtschaftlich genutzten Grünfläche in einen öffentlichen Park
Bis 2006 handelte es sich bei dem Retzbachpark um den Teil eines innerörtlichen Grünzugs, der zuvor intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde. Besonders im Frühling kam es immer wieder zu starken Hochwasserereignissen. Im Jahre 2005 gab die Gemeinde Gaimersheim eine Gewässerentwicklung im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Auftrag. Dieser Schritt wurde in Folge einer öffentlichen Umfrage gegangen, die anzeigte, dass sowohl der Zustand des Retzbaches als auch die Naherholungsmöglichkeiten als mangelhaft wahrgenommen wurden.
Renaturierung des Bachfluss zur Verbesserung der gewässerökologischen Situation
Das Bett des Retzbachs im Gemeindegebiet ist insgesamt 4,5 Kilometer lang. Hiervon wurde eine Bachlänge von 1,6 Kilometer renaturiert. Die Umgestaltung der Strecke erfolgte in drei Bauabschnitten. Als erste Teilmaßnahme wurden Maßnahmen zur Renaturierung des Quellgebietes durchgeführt. Dabei wurde das Ufer dem Verlauf der ursprünglichen Mäander angeglichen. In der zweiten Ausbauphase wurde der Retzbachpark als Naherholungsgebiet entwickelt. Für den Bau der Holzdecks, Ruhebänke und Sitzblöcke wurden Naturmaterialien verwendet. Im dritten und letzten Bauabschnitt lag der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung der Bachaue. Durch eine neue Geländemodellierung konnte das Hochwasserrückhaltevermögen verbessert werden. Der geschaffene Retentionsraum, eingebrachtes Totholz, Steinschüttungen und Initialpflanzungen aus geeigneten Gehölzen zur Beschattung des Bachbetts dienen der Erhöhung der Lebensraumvielfalt und unterstützen die Gewässerdynamik.
Wie wurde es gemacht?
Klare Zielformulierung auf Basis der Wasserrahmenrichtlinie und der Bedürfnisse vor Ort
Der Auftrag der Kommune setzte bereits zwei maßgeblich relevanten Schwerpunkte: die EU-Wasserrahmenrichtlinie und die Nutzungsansprüche der Bürger:innen. Durch die klare Zielformulierung gelang es, gewässerökologische Maßnahmen mit den Anregungen aus der Anwohner:innenschaft zu kombinieren und so verschiedene Perspektiven einzubinden.
Partizipative Begleitung im Prozess und klare Zonierung in der Planung
Die ersten Impulse für die Aufwertung der Grünfläche kamen aus Bürger:innenschaft. Folglich wurde die Planung ebenso durch eine intensive Bürger:innenbeteiligung begleitet. Die so entstandene Aufentshaltsqualität erleichtert den Bewohner:innen den Zugang zu Naturerlebnis und Naherholung und schafft einen Park mit hohem Identifikationspotential, das durch die konsequent umgesetzte ästhetische Formsprache verstärkt wird. Im Park wurde eine klare Zonierung mit gestaffelten Erholungs- und Erlebnisräumen angelegt, die eine intensive Nutzung am Ortsrand impliziert und in Richtung des naturnah gestalteten Ufers hinsichtlich ihrer Intensität abnimmt. Auf diese Weise wird eine naturnahe Entwicklung von biologischer Vielfalt ermöglicht und zeitgleich die Möglichkeit für ein qualitativ hochwertiges Naturerlebnis gegeben.
Geringer Mitteleinsatz und ästhetisches Ergebnis durch klare Formsprache
Der naturnahe Gewässerumbau wurde zu 75 % vom Freistaat Bayern gefördert und darüber hinaus von der Kommune finanziert. Die Gesamtkosten betrugen 620.000 Euro. Bemerkenswert ist der insgesamt geringe Mitteleinsatz, mit dem ein bestmögliches Ergebnis erzielt werden konnte. Die gewählte Material- und Formsprache realisiert mit einem ressourcenschonenden Mitteleinsatz ein gestalterisch präzises Konzept, das auf den vor Ort vorgefundenen Strukturen aufbaut.