Von der Industriebrache zum ökologisch-nachhaltigen Korridor – die Arkadien-Siedlung in Winnenden
Worum geht es?
Ökologische Aufwertung durch neuen Wohnraum
In der baden-württembergischen Stadt Winnenden ist auf einer ehemaligen Industriebrache im Jahr 2011 ein neues, ökologisch-nachhaltiges Wohngebiet entstanden. Ziel war es, mit einer minimalen Flächenversiegelung angrenzende Biotope aufzuwerten, deren natürlichen Wasserhaushalt zu unterstützen und damit die biologische Vielfalt und Klimaanpassung zu fördern. Neben dem Bau von privatem Wohnraum und Gärten wurde ebenfalls öffentlicher Raum in Form von kleinen Parkstrukturen geschaffen, um das soziale Miteinander zu stärken.
Natürlicher Wasserhaushalt für Klimaanpassung und Biodiversität
Im Zentrum der neuen Siedlung wurde eine von Grund- und Regenwasser gespeiste 820 Quadratmeter große Seekaskade geschaffen, die bei Starkregenereignissen als Retentionsraum dient, so Wasser aufnimmt und an heißen Sommertagen Kühlung bietet. Durch das Anlegen geeigneter Pflanzen und Substrate wird das gesammelte Regenwasser gereinigt und der angrenzenden Aue des Zipfelbachs zugeführt. Hier wurde auch das Ufer renaturiert und die Grünräume der Siedlung mit dem Auenbereich vernetzt, wodurch der Zipfelbach als wichtiger überörtlicher blau-grüner Korridor für Tiere und Pflanzen einen bedeutenden räumlichen Zuwachs erfährt. Durch die partielle Absenkung der Uferböschung, Aufweitung des Bachprofils und einer typischen Uferbepflanzung gewinnt der Bach auf diesem Teilstück seine natürliche Form und Funktion zurück. Bei Hochwasser kann die Siedlungsaue kontrolliert überfluten und somit dem Zipfelbach Überflutungsraum zurückgeben.
Wie wurde es gemacht?
Mit guten Beispielen voran
Um auch die Gemeinderäte und genehmigungsrelevanten Akteur*innen von dem ungewöhnlichen Bauvorhaben und dessen positiven Effekten zu überzeugen, konnten sie weitere Arkadien-Projekte des Bauträgers begutachten, die nach denselben Grundprinzipien erbaut wurden. In der Folge des Bauvorhabens wurden Führungen für Interessierte angeboten, in denen die Hintergründe und Funktionen der Gestaltungselemente und deren Wechselwirkung mit der Umwelt erläutert wurden.
Gemeinschaftliches Miteinander im Freiraum durch bauliche Vorgaben stärken
Um den gemeinschaftlichen Charakter des Gebiets sicherzustellen, sind einerseits die fließenden, scheinbar grenzfreien Übergänge zwischen öffentlichen und nicht-öffentlichen Flächen ein ausschlaggebender Baustein. Dazu zählen insbesondere die vielfältigen sogenannten „Pocketparks“ und Holzterrassen rund um die Retentionsseen. Andererseits spielen die Vorgaben an Wohnungsnutzende ebenfalls eine entscheidende Rolle. So ist der Bau von Carports anstelle von Garagen eingeplant sowie die Pflanzung nur bestimmter Gewächse vorgesehen. Damit werden sichteinschränkende Strukturen verhindert und Besuchenden nicht das Gefühl von räumlicher Ausgrenzung vermittelt.