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Bundesamt für Naturschutz

Biodiversitätsverluste in FFH-Lebensraumtypen des Offenlandes

Natura 2000
Monitoring FFH-Richtlinie
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
In ausgewählten FFH-Gebieten wurden die massiven Insektenrückgänge untersucht und im Vergleich zu historischen Daten ausgewertet. Aus der Ursachenanalyse wurden Handlungsempfehlungen für Naturschutzakteure abgeleitet.
Projektregionen
Europa
Bundesland
Brandenburg
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 2.2 FFH-Richtlinie / Natura 2000
Laufzeit
01.01.2016 - 31.12.2022
Lage
FFH-Gebiete in 3 Bundesländern
Finanzvolumen
357.990  €
Die Abbildung zeigt eine Malaisefalle in einem Naturschutz- und FFH-Gebiet.
Malaisefalle in einem Naturschutz- und FFH-Gebiet

Beschreibung

Hintergrund

Gesicherte Kenntnisse über die Größenordnung der Insektenrückgänge der jüngeren Vergangenheit waren kaum vorhanden. Insekten wurden meist nur in ihren artenärmeren Gruppen untersucht und viele Schutzgebiete galten als sichere Areale für die Erhaltung von Insektenpopulationen. Die Erhebung von Biomassedaten von Insekten und die standardisierte Anwendung von Malaisefallen war keine gängige Praxis.  Einer der Auslöser für die Förderung dieses Projektes waren die vom Entomologischen Verein Krefeld im Jahr 2013 publizierten Rückgänge der Insektenbiomassen im Naturschutzgebiet Orbroich bei Krefeld. 

Projekt 

In diesem Projekt wurde auf das einmalige Daten und Probenvolumen des Entomologischen Verein Krefeld zurückgegriffen und der Untersuchungsstand durch Betrieb und Teilauswertungen von Malaisefallen in ausgewählten Schutzgebieten erweitert. Hierbei konnten Messwerte der Insektenbiomassen aus den Jahren 1989-2016 verteilt über 63 Schutzgebiete ausgewertet werden. Aus diesen Auswertungen wurde ein Rückgang von ca. 75% der Insektenbiomasse festgestellt. Die Veröffentlichung dieser Daten wurde nicht nur international in Wissenschaftskreisen, sondern auch im umweltpolitischen Umfeld und in der Bevölkerung in einem außergewöhnlichen Ausmaß wahrgenommen.

Die bisher im Rahmen dieses Projektes erhobenen und ausgewerteten Daten bestätigen für zahlreiche Insektengruppen niedrige Bestandswerte und die negativen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Der Zusammenhang zwischen sinkenden Insektenbiomassen und der parallelen Reduktion der Artenvielfalt konnte exemplarisch belegt und bereits 2021 veröffentlicht werden. Zur Etablierung von Erfassungstechnik mit hoher Datenvergleichbarkeit wurde über die entwickelten methodischen Grundlagen als Messinstrumente und die Prinzipien der Standardisierung publiziert.

Um für Insektengruppen Bezüge zur Lebensweise aufzubauen, wurde ein Datenbank- und Auswertungswerkzeug entwickelt und veröffentlicht, das alle Insektenfamilien in Deutschland umfasst. Die Auswertung der Rückgänge im Hinblick auf Rote Liste Arten bestätigen die Größenordnung und räumlichen Muster bereits eingetretener, regionaler Aussterbeereignisse als weitgehend irreversibler Biodiversitätsschäden. Um die Insektenrückgänge in Natura 2000-Gebieten zu erklären, wurden die rechtlichen Grundlagen und die Anforderungen an die Managementplanung analysiert. Auch standortspezifisch wirksame Auslöser von Biodiversitätsschäden wurden mit in die Analyse einbezogen.  

Begleitet wurde das Projekt durch Vorträge auf Tagungen im In- und Ausland. Durch eine außergewöhnlich hohe Medienpräsenz gelang es, das Thema breit in der Gesellschaft zu verankern. Die Veröffentlichungen aus diesem FuE Projekt werden durchschnittlich mehr als einmal täglich in wissenschaftlichen Publikationen Dritter zitiert. Die Anerkennung der Leistungen in diesem Projekt zeigt sich auch in der Vergabe von fünf Umwelt- und Wissenschaftspreisen, darunter der UK Conservation Science Award, der Deutsche Biodiversitätspreis sowie der Deutsche Umweltpreis.  

Ausblick

Die Arbeitsweise einer wissenschaftlich ausgerichteten Fachgesellschaft, des Entomologischen Vereins Krefeld, ist die Basis für die im Projekt erzielten Forschungsergebnisse sowie deren Wirkung. Hierzu zählt u.a. die kreative Entwicklung und fortlaufende Evaluation von methodischen Standards und die konsequente Bewahrung aller Daten und Originalproben.

Die aus diesem FuE-Vorhaben entstandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind alle kostenfrei und digital zugänglich. Sie verursachten maßgebliche Veränderungen in der Forschungslandschaft zur Entomologie, der öffentlichen wie umweltpolitischen Reaktion auf den Rückgang der Biodiversität sowie dem Allgemeinverständnis zur Bedeutung von Insekten für die Natur und den Naturhaushalt. Zahlreiche Forschungsprojekte wurden durch die Ergebnisse aus diesem FuE Projekt angeregt und auch inhaltlich beeinflusst.

Zuwendung (bestimmt) für

Entomologischer Verein Krefeld e.V.
Marktstr. 159, 47798 Krefeld

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

Kontakt im BfN

Dr. Axel Ssymank
Leitung FG II 2.2 FFH-Richtlinie | Natura 2000
0228 8491-1540
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Mareike Vischer-Leopold
Wissenschaftliche Mitarbeiterin FG II 2.2 FFH-Richtlinie | Natura 2000
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