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Bundesamt für Naturschutz

Gemeinsam Mee(h)r Natur in Vorpommern wagen - Hotspot 30

Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz
Trotz der großen Zahl an Schutzgebieten mit hohem Schutzstatus hat sich die einstmals heterogene Küstenlandschaft der Ostvorpommerschen Küste zu einem anthropogen stark genutzten Lebensraum entwickelt, dies gilt besonders für die Insel Usedom. Das Projekt „Gemeinsam Mee(h)r Natur in Vorpommern wagen“ entwickelt hier Maßnahmen zu Besucherlenkung und Transformation der Landnutzung und leistet einen Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz.
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Laufzeit
15.03.2024 - 14.03.2030
Finanzvolumen
9.600.000 €
Luftaufnahme der Karrendorfer Wiesen mit Sonnenuntergang
Karrendorfer Wiesen aus der Vogelperspektive

Beschreibung

Hintergrund

Usedom und die Ostvorpommersche Küste zählen zu den 30 Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland. Das knapp 1.200 km² große Gebiet erstreckt sich von der polnischen Grenze an den Ufern des Stettiner Haffs unter Einschluss der Insel Usedom entlang von Peenestrom und Achterwassern bis zum Greifswalder Bodden und Flächen im Südosten Rügens. Es umschließt eine vielgestaltige Küstenlandschaft mit Endmoränenzügen, mehreren großen Seen und Bodden mit Niederungen, aber auch Steil- und Ausgleichsküsten sowie Küsten-Überflutungsmoore mit Salzwiesen und -röhrichten, Strandseen, Strandwällen und ausgedehnten Dünengebieten. Bodden- und Haffgewässer sind bedeutende Rast- und Überwinterungsgebiete für Wat- und Wasservögel, vielen - teilweise seltenen - Tierarten wie Kegelrobbe, Fischotter, Biber, Wolf und Elch bietet die Region bedeutsame Lebensräume. Im Gebiet befinden sich der Naturpark Insel Usedom sowie anteilig zwei weitere Naturparke und das Biosphärenreservat Südost-Rügen.

Obwohl über 60 Prozent des gesamten Gebietes unter Schutz stehen, sind wertvolle Naturräume stark gefährdet. Zum einen durch intensive Landnutzung und einen stark regulierten Wasserhaushalt, die unter den Bedingungen fortschreitender Klimaveränderungen auch bezüglich der nachhaltigen Bereitstellung von Ökosystemleistungen (ÖSL) nicht zukunftsfähig sind. Zum anderen durch fortschreitende touristische Übernutzung, verbunden mit Flächenverbrauch durch wachsende Infrastruktur und Anlagen der Energieversorgung. Die Folgen sind zerschnittene Lebensräume, mangelnder Wasserrückhalt in der Landschaft bis hin zu Problemen der Trinkwasserversorgung, Degradierung von Mooren und zeitweilig trocken fallende Gewässer. Auch die Röhrichtbestände entlang der Küsten und Gewässer werden durch den sich verändernden Wasserhaushalt und die fortschreitende Gewässereutrophierung aufgrund intensiver Landnutzung bedroht. Ein umfassendes gesellschaftliches Problembewusstsein und die Akzeptanz für Maßnahmen des Natürlichen Klimaschutzes sind nicht stark ausgeprägt, jedoch treten die Herausforderungen langsam in das Bewusstsein der Bevölkerung und einzelne Akteure werden aktiv.

Projekt

Hier setzt das Projekt "Gemeinsam Mee(h)r Natur in Vorpommern wagen" an. Im Zeichen der UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen und des “Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz“ sowie als Beitrag zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 sollen im Hotspot 30 Maßnahmen der Wiederherstellung von Ökosystemen durch "Rewilding" umgesetzt werden. Dieses prozessorientierte Naturschutzkonzept zielt darauf ab, durch das Wiederzulassen natürlicher Prozesse die adaptive Kapazität von Ökosystemen zu stärken, um so Biodiversität zu befördern und ÖSL bereitzustellen, ohne dass eine wirtschaftliche Nutzung der Gebiete ausgeschlossen würde. 

Außerdem soll ein Informationsraum geschaffen werden, der der regionalen Bevölkerung eine intensive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen ermöglicht und Chancen erkennen lässt. Ziel des Projektes ist es, Maßnahmen zur Wiederherstellung von Ökosystemen im Übergang von Land und Meer und deren ökologische Leistungen insbesondere auch für den Klimaschutz in der Projektregion zu stärken. Dadurch erzielte sozio-ökonomische Vorteile und deren Kommunikation können als starke Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung wirken und zu hoher gesellschaftlicher Akzeptanz und Identifikation mit dem Erhalt der Biodiversität und dem Natürlichen Klimaschutz führen. 

Dabei stehen die Verfügbarkeit von Wasser in der Landschaft durch die Wiederherstellung naturnaher hydrologischer Verhältnisse, die Speicherung von Kohlenstoff und die Revitalisierung und Wiedervernetzung von Lebensräumen im Vordergrund. Fließgewässer sollen renaturiert sowie Übergangsbereiche von terrestrischen zu marinen Ökosystemen, v. a. Küstenüberflutungsmoore, als Puffersysteme ökologisch aufgewertet und miteinander vernetzt werden. Gemeinsam mit Landeigentümer:innen und Landnutzer:innen soll eine an die Erfordernisse des Biodiversitätsschutzes und Herausforderungen der Klimaveränderungen angepasste extensivere Landbewirtschaftung, bei der Wasser so lange wie möglich in der Landschaft gehalten und den Niedermoorgesellschaften die Möglichkeit zur Regeneration gegeben werden soll, initiiert und modellhaft umgesetzt werden. Notwendig sind zudem kommunikativ anspruchsvolle Maßnahmen zur Besucherlenkung und mehr non-formale Bildung zur Akzeptanzförderung in einer touristisch stark frequentierten Region, um wertvolle Rückzugsgebiete der Natur durch wachsende Wertschätzung zu schützen.

Zuwendung (bestimmt) für

Rewilding Oder Delta e. V.
Ulrich Stöcker und Frank Götz-Schlingmann
Werftstr. 3, 17389 Anklam
Tourismus-Verband Vorpommern
Fischstr. 11, 17489 Greifswald
03834 891189
Michael Succow Stiftung
Ellernholzstr. 1-3, 17489 Greifswald
03834 83542-10
Ostseestiftung
Ellernholzstr. 1-3, 17489 Greifswald
03834 5147541

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)

Kontakt

Programmbüro Bundesprogramm Biologische Vielfalt
0228 3821-1809
0228 3821-1440
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn
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