Naturschutzgroßprojekt Mittelelbe-Schwarze Elster II
Naturschutzgroßprojekt Mittelelbe-Schwarze Elster II
FKZ 352500400
Hintergrund
Als einer der größten Ströme Mitteleuropas bietet die Elbe ein außergewöhnliches Potenzial für wertvolle Lebensräume und eine reiche Artenvielfalt. Entlang des Unterlaufs der Schwarzen Elster leben in den Altarmen viele, teils geschützte Pflanzen und Tieren.
Der Fortbestand dieser einzigartigen Naturräume im südlichen Teil des Biosphärenreservats Mittelelbe ist jedoch bedroht: Deichbau, Laufverkürzungen, Flussbefestigungen, Regulierung haben den Fluss über Jahrhunderte schleichend von seinen Auen entkoppelt – mit spürbaren Folgen für empfindliche Lebensräume und Arten.
Das Projekt
Hier setzt das Naturschutzgroßprojekt Mittelelbe-Schwarze Elter an: Artenreiches Auengrünland wird wiederhergestellt und der Wasserrückhalt in den Auen verbessert. Das sichert langfristig das Ökosystem der rezenten Aue – ein wertvoller Beitrag zur Biodiversität und zum Natürlichen Klimaschutz. Das Wasser wird wieder stärker in der Landschaft gehalten, was Überschwemmungen, Dürren oder Waldbränden vorbeugt. Kohlenstoff wird stärker in der Landschaft gehalten. Daneben sollen Naturerleben und Umweltbildung gefördert und die regionale Wertschöpfung lokaler Akteur*innen gesichert werden.
Das Naturschutzgroßprojekt Mittelelbe-Schwarze Elster befindet sich in Sachsen-Anhalt im Landkreis Wittenberg. Das Projektgebiet ist Teil des Biosphärenreservats Mittelelbe und erstreckt sich über 4.452 Hektar zwischen den Gemeinden Pretzsch, Jessen und Gallin.
Die zunehmende Entkopplung der Auen vom Flusslauf der Elbe durch Laufverkürzungen, Stromregulierung und verminderte Geschiebemengen und die dadurch verursachte Eintiefung der Elbe ist der bestimmende Faktor im Projektgebiet. Die Eindämmung der Sohlerosion stellt aus naturschutzfachlicher Sicht die wichtigste Herausforderung bei der Sicherung und Regeneration der Grundwasserstände und naturnaher Überflutungsverhältnisse entlang der Elbe dar, die für eine naturnahe Entwicklung der Auen mitentscheidend sind.
Die durch Überflutungen infolge von ausufernden Hochwässern der Vergangenheit geprägten Elbauen unterscheiden sich stark in ihrer Artzusammensetzung von den angrenzenden Talsandflächen des Elbtals oder den Moränenhochflächen. Auch die regelmäßig überfluteten Elsterauen sowie die von Dränage beeinflussten Bereiche des Deichhinterlandes besitzen einen besonders naturnahen Charakter.
Im Projektgebiet sind eine Vielzahl an Biotopen wie etwa Auwälder, Altwasser, Röhrichte, Auengrünland und Trockenrasen vorhanden. Diese natürliche Lebensraumvielfalt bietet einer Reihe von Tier- und Pflanzenarten wie Seeadler (Haliaeetus albicilla), Schilfrohr (Phragmites australis), Siberische Schwertlilie (Iris sibirica), Biber (Castor fiber ssp albicus) oder Rotbauchunke (Bombina bombina) geeignete Habitate.
In einer vorangegangenen dreijährigen Planungsphase wurden zunächst die aktuelle Situation der Tier-, Pflanzenarten und Lebensräume sowie die bestehenden Rahmenbedingungen im Projektgebiet erfasst und insbesondere naturschutzfachlich bewertet. Auf dieser Grundlage konnten Maßnahmen zur Zielerfüllung geplant und in Absprache mit betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben, lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteuren und der ansässigen Bevölkerung sowie Interessensgruppen und den Partner*innen abgestimmt werden.
Ziel des Vorhabens ist es, den Wasserrückhalt in der Region zu verbessern, wertvolle Lebensräume zu erhalten und zur Entwicklung einer klimaresilienteren Landschaft und somit zum Natürlichen Klimaschutz beizutragen. Dazu sollen unter anderem ehemals abgeschnittene Altarme und Altgewässer renaturiert und wieder an die Flussläufe angebunden werden. Neben einer Anbindung von Altgewässern an den Flusslauf ist auch die Sedimententnahme aus verlandeten Auengewässern vorgesehen. So können Lebensräume an veränderte Grundwasserverhältnisse angepasst, wiederhergestellt und erhalten werden. Davon profitiert eine Vielzahl an land- und wasserlebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Die Schwarze Elster soll ihren ehemaligen geschwungenen Lauf teilweise wieder einnehmen. Zusätzlich ist auch eine partielle Anhebung der Sohle vorgesehen. Dies hebt die Wasserstände an und erhöht die Dauer der Wasserverfügbarkeit in der Aue. Weitere strukturgebende Maßnahmen wie beispielsweise das Einbringen von Totholz als Strömungslenker im Fluss werten den Flusslauf zusätzlich ökologisch auf.
Das Projekt trägt zu dem Ziel des ANK bei, den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland deutlich zu verbessern und so ihre Resilienz und ihre Klimaschutzleistung zu stärken. Das Vorhaben leistet damit einen Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung der flussauentypischen Lebensvielfalt an der Elbe.
Maßnahmen
- Anbindung von Altwassern an die Elbe und die Schwarze Elster
- Entschlammung von Altarmen und Altwassern
- Neuanlage von Kleingewässern in der rezenten Aue
- Schaffung der Voraussetzungen für eine dynamische Auenentwicklung entlang des Flusslaufs der Elbe
- Fluss- und Auenrevitalisierung an der Schwarzen Elster
- Grünlandaufwertung geeigneter Flächen in Abstimmung mit den Landnutzenden
- Kleinflächige Entwicklung von Auwaldstandorten
- Punktuelle Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Arten
- Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit