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Bundesamt für Naturschutz

Lyrurus tetrix - Birkhuhn

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Birkhühner sind mittelgroße Vertreter der Raufußhühner. Die Männchen sind überwiegend schwarz gefärbt, mit auffällig weißen Unterschwanzdecken und im Flug sichtbaren weißen Unterflügeln. Sie ähneln damit männlichen Auerhühnern, sind jedoch wesentlich kleiner (Länge 49-58 cm) und kompakter gebaut. Weibliche Birkhühner sind wesentlich unscheinbarer gefärbt. Mit graubrauner Grundfärbung und einer schwarzen Querbänderung ähneln auch sie Auerhühnern, doch zieht sich die Bänderung abweichend bis auf Brust und Kehle. 

Die Männchen äußern während der Balz weit hörbare blubbernde und knurrende Laute, unterbrochen durch Zischen. Die Rufe weiblicher Birkhühner sind schnell gackernd und enden oft mit einem nasal lang gezogenen Element (Svensson 2023).

Während Jungvögel in den ersten Wochen fast ausschließlich kleine Wirbellose fressen, ist die Nahrung älterer Birkhühner vorwiegend pflanzlich. Gefressen werden Triebe und Knospen, phasenweise auch Kräuter und Blüten sowie Beeren und Früchte krautiger Pflanzen (Bauer et al. 2012, de Juana et al. 2021).

Verbreitung

Birkhühner sind über den paläarktischen Waldgürtel der borealen Zone sowie subalpine, alpine und postglaziale Landschaften von den Britischen Inseln im Westen bis nach Ostsibirien verbreitet. Innerhalb Europas konzentrieren sich die Bestände in Fennoskandien und Russland.

Ursprünglich war das Birkhuhn in Deutschland ein Brutvogel der Hochgebirge sowie der Randbereiche von Mooren. Durch Rodungen, Waldweide und großflächige Kahlschläge wurde die Art zu einem Kulturfolger. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besiedelten Birkhühner nahezu das gesamte Nordwestdeutsche Tiefland. Entwässerungen und zunehmende Erschließung der Moore, u.a. zum industriellen Torfabbau, sowie eine anschließende Intensivierung der Landnutzung, führten jedoch ab den 1970er Jahren zu Bestandseinbrüchen. In den bayerischen Alpen ist das Birkhuhn in Höhenlagen zwischen 1.400 und 2.000 m ü. NN flächig verbreitet. In tieferen Lagen existiert das bedeutendste Brutvorkommen in der Lüneburger Heide, kleine Bestände weisen auch die Muskauer Heide und die Zschorner Heide auf. Das größte verbliebene Vorkommen der Mittelgebirgsregion bildet das Erzgebirge. Hier steht das Vorkommen, wie auch im Bayerischen Wald, in Verbindung zu einer angrenzenden Population in Tschechien (Gedeon et al. 2014).

Lebensraum

Vielgestaltige Moor- und Luchgebiete sind durch Melioration heute weitgehend zerstört. Im Tiefland beschränken sich die Vorkommen des Birkhuhns heute daher überwiegend auf Heidelandschaften, von Mooren durchsetzte Kiefernwälder oder Truppenübungsplätze. In den oberen Lagen der Mittelgebirge werden reich strukturierte Bergwiesen, Hochmoore und deren Randgebiete sowie frühe Sukzessionsstadien der Waldentwicklung besiedelt. Im Hochgebirge kommen Birkhühner in Zwergstrauchheiden und Matten an der Baumgrenze vor. Zu den wichtigen Habitatelementen gehören neben Zwergstrauchgesellschaften auch lichte Birkenbestände sowie extensive Feuchtgrünländer. Birkhühner sind Standvögel, die nur extrem selten weitere Entfernungen zurücklegen (Südbeck et al. 2005, Gedeon et al. 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Geschlechtsreife erreichen Birkhühner bereits im ersten Lebensjahr, doch selbst im zweiten Lebensjahr kommen insbesondere die Männchen nur selten zur Fortpflanzung. Wie beim Auerhuhn, findet auch beim Birkhuhn eine Arenabalz statt, die vor allem zwischen Anfang April und Mitte Mai erfolgt. Sofern Nahrungshabitate benachbart sind, halten sich die Männchen jedoch über die gesamte Brutsaison an den Balzplätzen auf. Der Höhepunkt der Balzaktivitäten findet bereits ab frühester Dämmerung statt. Mit möglichst auffälligen Bewegungen wie Flatterflügen, Flügelschlägen oder Sprüngen werden die Weibchen beeindruckt, die oft innerhalb weniger Minuten nach Ankunft in der Arena von den vitalsten Männchen begattet werden. 

In der Regel wird eine Jahresbrut durchgeführt, Nachgelege sind möglich. Ihre Nester legen Birkhühner gut versteckt am Boden in der Krautschicht an. Das Nest besteht lediglich aus einer Mulde, mit wenig Pflanzenmaterial ausgekleidet. Die meist 6-10 Eier werden vorwiegend im Mai gelegt und 25-27 Tage allein durch das Weibchen bebrütet. Die Jungvögel sind Nestflüchter und werden nach dem Schlupf noch für etwa zwei Monate von der Henne geführt, sind jedoch bereits nach rund vier Wochen selbständig. Eine deutlich weniger ausprägte Herbstbalz erfolgt im September/Oktober. Familien schließen sich im Herbst gern zu Scharen zusammen (Südbeck et al. 2005, Bauer et al. 2012).

Gefährdung

Vor allem für Vorkommen im Tiefland stellen insbesondere die Fragmentierung oder vollständige Zerstörung von Habitaten eine Gefährdung dar. Eine Intensivierung der Landwirtschaft und großflächige Monokulturen führen zum Verlust des Landschaftsmosaiks. Auch Trockenlegungen, Aufforstungen oder die Degradierung von Moorgebieten in Grasländer durch Stickstoff-Eutrophierung aus der Luft beeinträchtigen die verbliebenen Vorkommen. Störungen durch Freizeitaktivitäten oder militärische Nutzungen (Flugbetrieb) können zur Aufgabe von Balzplätzen führen. Verluste an Freileitungen und Wildzäunen sind bekannt. Zu den natürlichen Gefährdungsursachen zählen nass-kalte Witterung während der Aufzuchtphase sowie Prädation (Bauer et al. 2012).

Wie andere Raufußhühner auch, reagieren Birkhühner empfindlich auf den Ausbau anthropogener Infrastruktur, z.B. den Ausbau von Zufahrtswegen (Langgemach & Dürr 2023). Negative Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Birkhuhnbestände sind in Form von Kollisionen und Störungen bekannt (Langgemach & Dürr 2023). Das Birkhuhn wird auf der Artenliste des nationalen Artenhilfsprogramms des BfN als vom Ausbau der erneuerbaren Energien besonders betroffene Art geführt.

Schutz

Die verbliebenen Moor- und Heidegebiete sind als bedeutende Lebensräume des Birkhuhns durch strenge Schutzmaßnahmen zu erhalten. Die Bewahrung wichtiger Offenlandschaften ist oft nur durch eine extensive Weidewirtschaft in Verbindung mit Pflegemaßnahmen möglich. Ein kleinflächiger Holzeinschlag zum Erhalt von Freiflächen fördert die Aufrechterhaltung eines Landschaftsmosaiks. Die Förderung von Weichholzarten kann das Nahrungsangebot im Winter verbessern, ebenfalls positiv kann sich eine Reduktion erhöhter Schalenwildbestände zur Förderung der Krautschicht auswirken. Störungen durch Jagd, Tourismus sowie Luftverkehr sind zu minimieren (Bauer et al. 2012).

Im Sinne des Vorsorgeprinzips wird die Freihaltung von Birkhuhn-Lebensräumen von Windenergieanlagen empfohlen, vor allem bei kleinen und gefährdeten Vorkommen (Langgemach & Dürr 2023).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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