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Bundesamt für Naturschutz

Tetrao urogallus - Auerhuhn

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 1 (Vom Aussterben bedroht)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Das Auerhuhn ist die größte Hühnerart Mitteleuropas. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich voneinander. Die etwa gänsegroßen Männchen (Länge 74-90 cm) sind dunkelgrau bis schwarz gefärbt, lediglich Flügel und Läufe sind braun. Auffällig sind der kräftige, weiße bis strohgelbe Schnabel und eine rote, nackte Hautstelle über dem Auge. Die deutlich kleineren Weibchen (Länge 54-63 cm) sind unscheinbarer rost- bis graubraun gefärbt mit schwarzer Querbänderung der Unterseite und Sprenkelzeichnung oberseits. Sie ähneln damit weiblichen Birkhühnern, sind jedoch deutlich größer und weisen auch einen längeren, stärker gerundeten Schwanz auf.

Charakteristisch ist der vor allem zur Frühjahrs-, Sommer- und Herbstbalz vorgetragene Balzgesang, der durch eine Folge mehrerer doppelsilbriger Laute eingeleitet wird, gefolgt von einem Triller, dem Hauptschlag und einem kratzenden Schleifen.

Auerhühner ernähren sich während der Sommermonate vorwiegend von Beeren, Blüten und Knospen. Im Winter besteht ihre Nahrung hingegen hauptsächlich aus Kiefern- und Fichtennadeln (Glutz von Blotzheim & Bauer 1994, Svensson 2023).

Verbreitung

Das geschlossene Brutareal des Auerhuhns reicht von Skandinavien bis in das östliche Zentralsibirien. In Mittel-, West- und Südeuropa sind die Vorkommen stark fragmentiert und auf Pyrenäen, Kantabrien, Alpen sowie einige Mittelgebirgslagen beschränkt.

In Deutschland ist das Auerhuhn nur inselartig verbreitet. Das größte geschlossene Brutgebiet bilden die Bayerischen Alpen, von den Allgäuer Alpen im Westen bis zu den Berchtesgadener Alpen im Osten. Weitere Verbreitungsschwerpunkte liegen im Schwarzwald und im Bayerischen Wald. Die übrigen deutschen Vorkommen im Fichtelgebirge sowie Thüringer Schiefergebirge umfassen kleinere Populationen. In der Lausitz läuft seit 2012 ein Projekt zur Wiederansiedlung von Auerhühnern (Gedeon et al. 2014).

Lebensraum

Auerhühner besiedeln die späten Sukzessionsstadien alpin-borealer Nadel- und Mischwälder. Großflächige Altholzbestände mit lückigem Kronendach, geschlossener Krautschichtdeckung und beerenreichen Zwergsträuchern charakterisieren diesen Lebensraum. Wichtig sind Grenzlinien, d.h. häufiger Wechsel zwischen dichten und lichten Waldbeständen. In den deutschen Alpen sind Auerhühner sowohl in Primärlebensräumen im schütteren Bergwald zu finden als auch in Sekundärlebensräumen wie Nadelforsten oberhalb von etwa 900 m. Im Flachland werden lichte Kiefernalthölzer oder Traubeneichen-Kiefern-Mischwälder besiedelt. Wichtige Bestandteile des Lebensraums sind Bodenaufschlüsse zur Aufnahme von Magensteinchen, Möglichkeiten für Staubbäder sowie starke, waagerecht abstehende Äste als Balz- und Schlafplatz. Als Standvögel mit hoher Geburtsortstreue halten sich Auerhühner ganzjährig in ihren Revieren auf (Südbeck et al. 2005, Gedeon et al. 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Geschlechtsreife wird bereits im ersten Lebensjahr erreicht, Junghähne kommen jedoch selten vor dem dritten Lebensjahr zur Begattung. Die Arenabalz, bei der in Mitteleuropa heute jedoch meist kaum mehr als 2-3 Männchen zusammenkommen, findet höhen- und witterungsabhängig vor allem ab Mitte März statt. Hauptbalzphase ist Anfang April bis Ende Mai. Die Balz beginnt bereits etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang mit Imponierverhalten am Boden und auf Singwarten, während die Weibchen anschließend von den Männchen umkreist und umworben werden.

In der Regel wird eine Jahresbrut durchgeführt, Nachgelege kommen vor. Das Nest wird gut versteckt in einer ausgescharrten Mulde mit wenig Nistmaterial angelegt. Die meist 7-8 Eier werden vorwiegend im Mai gelegt und 24-26 Tage überwiegend durch das Weibchen bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen synchron und verlassen das Nest bereits am ersten Tag. Sie werden vom Weibchen zu Nahrungsstellen geführt und für bis zu 20 Tage ausgiebig gehudert. Mit 2-3 Wochen werden die Jungvögel flügge, sind jedoch erst ab ca. 3 Monaten selbständig. Spätestens im September erfolgt die Auflösung der Familienverbände. Die kurze Herbstbalz im Oktober/November ist weniger an feste Balzplätze gebunden (Südbeck et al. 2005, Bauer et al. 2012).

Gefährdung

Zu den bedeutendsten Gefährdungen zählen die Intensivierung der Forstwirtschaft mit Förderung des einschichtigen Altersklassenwaldes, sehr dichten Waldbeständen mit Verlust der Bodenvegetation, Düngung, Pestizideinsatz und der Entwässerung von Waldmooren. Regional können auch Lebensraumverluste durch geänderte Landnutzungen oder das Waldsterben auftreten. Eine zunehmende Erschließung großflächiger Wälder und damit verbundene Störungen sowie Beunruhigungen durch Freizeitaktivitäten stellen eine zusätzliche Gefährdung dar. Diese betreffen vor allem Störungen an Balzplätzen sowie während der ohnehin energiezehrenden Wintermonate. Verluste im Straßenverkehr und Unfälle an Forstkulturzäunen sowie Freileitungen kommen ebenfalls vor. Bei bereits geschwächten Beständen oder in suboptimalen Habitaten kann es durch Verbiss durch erhöhte Schalenwildbestände zum Verlust von Nahrungsquellen kommen (Bauer et al. 2012). Raufußhühner reagieren allgemein empfindlich auf den Ausbau anthropogener Infrastruktur, z.B. den Ausbau von Zufahrtswegen (Langgemach & Dürr 2023). Das Auerhuhn wird auf der Artenliste des nationalen Artenhilfsprogramms des BfN als vom Ausbau der erneuerbaren Energien besonders betroffene Art geführt.

Schutz

Um die speziellen Habitatstrukturen für das Auerhuhn großflächig erhalten zu können, sind intensive Schutzmaßnahmen nötig. Dazu gehören die strenge Regulierung forstwirtschaftlicher Eingriffe und die Vermeidung großflächiger Kahlschläge. Zu bestimmten Zeiten (Balz, Brut) sollte auf Forstarbeiten verzichtet werden. Störungen durch Freizeitbetrieb sind zu minimieren, u.a. durch eine starke Reduktion von Forstwegen (Bauer et al. 2012).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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