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Bundesamt für Naturschutz

Upupa epops - Wiedehopf

Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Der Wiedehopf gehört zu den auffälligsten Vögeln Deutschlands. Charakteristisch sind seine auffällige Federhaube und der lange, leicht abwärts gebogene Schnabel. Sein Gefieder ist orangebräunlich mit schwarz-weiß gefärbten, rundlichen Flügeln. Der Schwanz ist schwarz mit einer weißen Querbinde. Der flatternde, oft bogenförmige Flug ist sehr auffällig. Gerne halten sich Wiedehopfe jedoch auch am Boden auf und suchen dort an vegetationsarmen, sandigen Stellen nach Nahrung, die hauptsächlich aus Regenwürmern, Insekten (vor allem Käfern) und deren Larven besteht. Der Gesang besteht aus einem mehrfach wiederholten „hup hup hup“, das weithin hörbar ist (Svensson 2023, Mlodinow & Pyle 2024).

Verbreitung

Das Brutareal erstreckt sich in Eurasien vom Mittelmeerraum ostwärts über Zentralasien bis an die Pazifikküste. Die nördlichsten Vorkommen finden sich dabei im Baltikum, während die Vorkommen südlich bis an den Golf von Oman, auf den Indischen Subkontinent und nach Südostasien reichen. Neben den Vorkommen in Europa und Asien brüten Wiedehopfe südlich der Sahara in weiten Teilen Afrikas. 

Die Brutverbreitung des Wiedehopfes in Deutschland beschränkt sich weitgehend auf das Nordostdeutsche Tiefland sowie den Oberrhein. In den kontinental geprägten, sommerheißen Gegenden Ostdeutschlands bilden Niederer Fläming, Spreewald, die Heidelandschaften Ostbrandenburgs sowie die Nieder- und Oberlausitz Verbreitungsschwerpunkte. In der Altmark und im Elbe-Havel-Winkel bestehen ebenfalls regelmäßige Vorkommen. Im südlichen Deutschland gibt es zwei weitere bedeutende Brutgebiete im klimatisch begünstigten Rheintal. Eines davon umfasst ein zusammenhängendes Gebiet von Rheinhessen und dem Rhein-Main-Gebiet über die Vorder- bis zur Südpfalz. Ein weiterer Schwerpunkt besteht am südlichen Oberrhein, wo der durch Weinbau geprägte Kaiserstuhl ein bundesweites Dichtezentrum darstellt. Abseits der genannten Verbreitungszentren bestehen sporadische Ansiedlungen und Einzelvorkommen z.B. im Main- und Neckartal, in Franken und im Thüringer Becken (Gedeon et al. 2014, Mlodinow & Pyle 2024).

Lebensraum

Brutgebiet

Wiedehopfe bevorzugen offene bis halboffene, vorwiegend extensiv genutzte Kulturlandschaften. In Deutschland bilden Heidelandschaften und ehemalige Truppenübungsplätze sowie Sandgruben, Tagebauvorfelder und Streuobstwiesen geeignete Brutlebensräume. Auch in extensiv bewirtschafteten Weinbergen und offenen Parklandschaften Süddeutschlands ist die Art zu finden. Neben vegetationsarmen Flächen zur Nahrungssuche stellt ein ausreichendes Angebot von Bruthöhlen eine Habitatvoraussetzung dar (Südbeck et al. 2005, Gedeon et al. 2014, Mlodinow & Pyle 2024).

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Die in Deutschland brütenden Wiedehopfe sind Zugvögel. Die Brutgebiete werden ab Juli geräumt, der eigentlich Herbstzug findet vor allem in den Monaten August und September statt. Wiederfunde als Brutvögel oder nestjung beringter Individuen streuen zwischen den Richtungen Südwest, Süd und Südost, eine klare Zugscheide ist jedoch nicht erkennbar. Da Wiederfunde aus den Wintermonaten bislang gänzlich fehlen, ist über das Winterquartier deutscher Wiedehopfe nichts bekannt. In der Schweiz mit Geolokatoren erforschte Wiedehopfe zogen u. a. in das Innere Westafrikas. Isotopenanalysen von Wiedehopfen in Spanien und der Schweiz ergaben Schwerpunkte der Winterverbreitung auf der südlichen Iberischen Halbinsel und Nordafrika sowie in der Sahelzone vom Senegal bis Süd-Niger und Nord-Kamerun. Der Heimzug ist vor allem in Süddeutschland ab Ende März bemerkbar, ansonsten vor allem Anfang April bis Mitte Juni (Südbeck et al. 2005, Reichlin et al. 2013, Bairlein et al. 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Erstbruten erfolgen bei Wiedehopfen im Alter von 1-2 Jahren. Partner gehen eine monogame Saisonehe ein, bei der es zuweilen Aufzuchthelfer gibt. Eine hohe Brutorts- und Geburtsortstreue ist belegt. Wiedehopfe sind Höhlenbrüter, die entweder in Baumhöhlen oder anthropogenen Strukturen wie Steinhaufen, Mauerspalten oder Nistkästen brüten. In diese Ganz- oder Halbhöhlen wird nur wenig oder kein Nistmaterial eingetragen. Bruthöhlen werden oft wiederverwendet. 

Es werden 1-2 Jahresbruten durchgeführt, bei der die 5-8 Eier vor allem Anfang bis Mitte Mai gelegt werden, teilweise bereits ab Mitte April. Bei Spät- und Zweitbruten kann die Eiablage bis Anfang Juli erfolgen. Die Eier werden für 14-16 Tage allein vom Weibchen bebrütet, das währenddessen vom Männchen mit Futter versorgt wird. Die Nestlingsdauer beträgt 26-30 Tage, wobei die Jungvögel asynchron schlüpfen. Das Weibchen hudert die Jungen für 7-9 Tage. Nach dem Ausfliegen bleiben die Vögel noch für 4-5 Wochen im Familienverband (Südbeck et al. 2005, Bauer et al. 2012).

Gefährdung

Der Einsatz von Pestiziden und die Intensivierung der Landwirtschaft stellen die größten Gefährdungsursachen für den Wiedehopf dar. Der Verlust von Ruderalflächen, Grünlandumbruch und verstärkter Maisanbau sowie Eutrophierung, ein starker Rückgang des Streuobstanbaus sowie Flurbereinigung und Melioration wirken sich negativ auf das Nahrungsangebot aus. Durch Entfernen von Althölzern, Kopfbäumen und Feldgehölzen sowie das Entfernen oder die Sanierung alter Gebäude kommt es zum Verlust von Bruthöhlen und stärkerer Konkurrenz mit anderen Höhlenbrütern. Störungen an Brutplätzen können ebenfalls zu Beeinträchtigungen führen. In den Überwinterungsgebieten stellen Desertifikation und Habitatverlust Gefährdungen dar (Bauer et al. 2012). 

Verschiedene Studien weisen auf verwaiste Brutvorkommen nach Errichtung von Windenergieanlagen hin (Langgemach & Dürr 2023). Der Wiedehopf wird auf der Artenliste des nationalen Artenhilfsprogramms des BfN als vom Ausbau der erneuerbaren Energien besonders betroffene Art geführt.

Schutz

Verbliebene Streuobstwiesen, Feldgehölze und Kopfbäume sollten langfristig gesichert werden. Durch das Angebot von Nisthilfen kann einem zu geringen Höhlenangebot in ausgeräumten Landschaften entgegengewirkt werden. Durch eine Extensivierung der Landwirtschaft lassen sich artenreiche Wiesen- und Weidegebiete sowie Brachflächen erhalten. Der Düngemittel- und Biozideinsatz sollte erheblich reduziert werden, um die Nahrungssituation zu verbessern. Großinsekten können auch durch das Belassen oder die Ausbringung von Tothölzern gefördert werden. Bei der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften sollten nährstoffarme halboffene Landschaften entstehen (Bauer et al. 2012).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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