Interkommunale, grüne Gewerbegebiete – nachhaltige wirtschaftliche Standorte zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein
Worum geht es?
Wirtschaftliche Standorte nachhaltig und grün entwickeln
Durch den gemeinsamen Willen der Gebietskörperschaften Gewerbeflächen im Grenzbereich zwischen Hamburg-Rahlstedt und Schleswig-Holstein – Kreis Stormarn nachhaltig zu entwickeln, entstand eine interkommunale und länderübergreifende Lenkungsgruppe. Unter Federführung der Stadt Hamburg wurde mit einem interdisziplinären Gutachten zur gewerblichen Entwicklung im Planungsraum unter Federführung der Landschaftsplanung ein Konzept erarbeitet, das den Wirtschaftsstandort auch unter Aspekten des Naturschutzes und der Landschaftspflege entwickelt. Als übergeordnetes Ziel wurde neben der Entwicklung von der Gewerbeflächen die Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes „Landschaftsaufbau Große Heide“ in Form eines Stationenkonzepts zur Aufwertung der umliegenden Landschaft formuliert, das einzelne Orte für die Erholung und den Naturschutz stärkt, Wegenetze qualifiziert und die vorhandenen Landschaftsstrukturen nachhaltig entwickelt. Das Handlungskonzept Landschaft sieht vor, die gewerbliche Entwicklung von ihren negativen Effekten auf Umwelt, Natur und Klima zu entkoppeln und den Übergang zur Kulturlandschaft naturverträglich zu gestalten.
Bestehende Landschaftsstrukturen wertschätzen und schützen
Damit die Entkopplung gelingt, werden im Rahmen des Konzepts drei Strategien vorgeschlagen. Im ersten Teilkonzept ist ein Landschaftsaufbau in der „Großen Heide“ vorgesehen, der durch das bereits erwähnte Stationenkonzept verwirklicht wird. Hierbei werden durch die Verbesserung des Wegenetzes landschaftlich besondere Orte gesichert. So werden die ökologischen Funktionen prägender Landschaftsstrukturen gestärkt und der Raum für das Landschaftserleben und die Erholung aufgewertet. Darüber hinaus sollen die Ränder des Gewerbegebiets mit hochwertigen Grünräume ausgestattet werden. Konkrete Maßnahmen für die ökologische Aufwertung sind die Entwicklung von Feuchtgrünland und Verbundsystemen, Anpflanzung von Gehölzen sowie die Förderung von Magerwiesen und Totholzinseln. Schützenswerte Landschaftsstrukturen sind Knicks und Redder, Gewässerverbunde, das Naturschutzgebiet Stapelfelder Moor, Fließ-, Still- und Kleinstgewässer. Durch die Verbesserung der Ökosystemstrukturen wird die biologische Vielfalt und die Biotopvernetzung gefördert.
Wie wurde es gemacht?
Bestehende Verwaltungsstrukturen nutzen und partizipative Prozesse fördern
Die Entwicklung des Konzeptes ergab sich aus den übergeordneten Landschaftsrahmenplanungen und -programmen, dem Flächennutzungsplan Hamburgund dem Regionalplan Schleswig-Holsteins. Das Landschaftsprogramm Hamburg wurde jüngst mit der Karte „Grün Vernetzen“ ergänzt, um das „Grüne Netz Hamburg“ insbesondere mit seinen Grünen Ringen und Landschaftsachsen von der Innenstadt an den Stadtrand und in die offene Kulturlandschaft nachhaltig zu entwickeln. Der politisch motivierte Wunsch, den bestehenden Gewerbeflächenbedarf im Grenzraum zwischen den Kommunen zu realisieren, führte zur Gründung einer interkommunalen Arbeitsgruppe, die das Konzept zur Gewerbeflächenentwicklung einschließlich des Landschaftsaufbaus in Kooperation entwickelte. Im Sinne partizipativer Prozesse ist die Mitwirkung von Akteur:innen aus Naturschutz, Landwirtschaft, Verbänden und Vertreter:innen der Stadt-, Verkehr- und Landschaftsplanung sowie Bürger:innen im Konzept festgehalten worden. Die Planungsideen für den Landschaftsaufbau (Stationenkonzept) wurde durch einen breit angelegten Beteiligungsprozess mit gutachterlicher, fachlicher Unterstützung konkretisiert.
Ökosystemfunktionen erfassen, als Handlungsgrundlage nutzen und nach außen kommunizieren
Der Konzepterstellung ging eine umfassende interdisziplinäre Bestandsanalyse voran, durch die die ökonomischen, verkehrlichen und ökologischen Funktionen erfasst und bewertet wurden. Die Bestandsanalyse bietet zusammen mit dem Konzept eine praxisorientierte Grundlage für einen koordinierenden Masterplan, setzt räumliche Prioritäten und zeigt Handlungsfelder für konkrete Maßnahmen auf. Durch die spezielle räumliche Situation an der Ländergrenze haben sich neue Kooperationen ergeben, die sich positiv auf den Informationsfluss zwischen den Verwaltungen auswirken. Projektbegleitend wurde eine breit angelegte Beteiligung durchgeführt, die die Bürger:innen in den Prozess einbinden und die mit der Errichtung des Gewerbegebiets und des flankierenden Landschaftsaufbau einhergehenden Ziele vermitteln.
Finanzierung aus kommunalen Mitteln
Das Projekt wurde durch die Stadt Hamburg zusammen mit Schleswig-Holstein initiiert und durch die beteiligten Gebietskörperschaften, private Investoren und Fördermittel der Metropolregion Hamburg finanziert. Die Kooperation erzeugt somit auch ökonomische Synergien zwischen den Kommunen. Zur Umsetzung und Koordination der Maßnahmen für den „Landschaftsaufbau Große Heide“ wurde eine befristete Stelle im Bezirksamt Wandsbek geschaffen.