Bamberger Stadtgrün



Städtische Wälder und Parks in Bamberg ‒ Biodiversität und Klimaanpassung im urbanen Raum
Hintergrund
Die Stadt Bamberg verfügt über eine Vielzahl wertvoller und hochwertiger Lebensräume, die seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Von naturfernen Innenstadträumen, über Parkanlagen, bis hin zu städtischen Wäldern werden im Projekt Biotopverbesserungs- und Artenschutzmaßnahmen in und um Bamberg durchgeführt. Die durch den Klimawandel extrem beschleunigten Veränderungen der Lebensräume müssen dabei ebenso berücksichtigt werden, wie auch die besondere Verantwortung für die Herpetofauna (Gelbbauchunke, Kammmolch) im Raum Bamberg. Im stark von Trockenheit betroffenen Franken ist der Schutz von Arten, die semiterrestrisch bzw. amphibisch leben, besonders wichtig. Diese Arten stellen zudem besonders geeignete Indikatoren für eine intakte Natur und die Vernetzung von Lebensräumen dar.
Projekt
Bis zum Jahr 1980 wurden im Stadtwald Versickerungsanlagen betrieben, die zu einer Erhöhung der Wasserspende des oberflächennah gewonnenen Grundwassers dienten. Ganzjährig wasserführende Bäche, die ihren Ursprung im nahegelegenen Hauptsmoorwald haben, speisten diese Anlagen. Im Teilprojekt „Wasser und Wald“ sollen bestehende Feuchtbiotope aufgewertet und das Wasserreservoir im Stadtwald reaktiviert werden. In Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren entsteht dafür ein Konzept zur Verbesserung des Rückhaltes von Oberflächenwasser im Stadtwald. Hier sollen die Habitate von Kreuzkröte, Ringelnatter und Bergmolch vernetzt und verbessert werden. Für bisher noch nicht nachgewiesene Arten wie den Kammmolch und die Gelbbauchunke können durch Schaffung von Flachwasserbereichen, die Entschlammung und die Anlage von Schilfgürteln neue Lebensräume entstehen. Durch die Entwicklung und Umsetzung von Pflegekonzepten soll eine dauerhafte Sicherung der getroffenen Maßnahmen sichergestellt werden.
Mit einem weiteren Maßnahmenkomplex im Bamberger Stadtwald wird die Vernetzung von Offenland und Waldlebensräumen gefördert. Ziel der Waldrandgestaltung ist ein auf den Standort und den anschließenden Bestand abgestimmter, möglichst stufiger und vielfältiger, lockerer Aufbau. Zudem sollen vorhandene, kleinstandörtliche Sukzessionsflächen und Trockenstandorte gesichert und aufgewertet werden. Die Anlage und Pflege von Waldaußenrändern und der Heckenschnitt sowie die Förderung gut besonnter Waldinnenränder als Wanderkorridore und Jahreslebensraum soll gezielt unterstützt werden.
Xylobionte Großkäfer
Die Stadt Bamberg verfügt über zahlreiche, bestätigte Vorkommen seltener und streng geschützter holzbewohnender Käferarten innerhalb des Stadtgebietes. Hierzu zählen neben „Urwaldreliktarten“ wie der Eremit (Osmoderma eremita), auch der Heldbock (Cerambyx cerdo), der Hirschkäfer (Lucanus cervus) und der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis). Im Projekt sollen nachgewiesene Vorkommen im Stadtgebiet mit umliegenden Populationen in Schutzgebieten vernetzt werden. Hirschkäfermeiler, die durch gezielte Freistellung von Alteichen und die Anreicherung von für die Verbreitung der Arten relevanten Waldrandstreifen mit Totholz in liegender und stehender Form entstehen, sollen den Austausch zwischen den nachgewiesenen Vorkommen fördern.
Hainweiher
Durch die Entnahme der sich über Jahre angesammelten Schlammablagerungen wird der immer stärker voranschreitenden Verlandung und das Zuwachsen des Gewässers entgegengewirkt. Mit dem Rückbau einer Einfassungsmauer am Südrand des Hainweihers und der Anlage eines Flachufers soll die Zugänglichkeit für alle am Hainweiher anzutreffenden Tiere wiederhergestellt werden. Gleichzeitig soll durch diverse Kiesschüttungen und Initialbepflanzungen ein natürlicher Uferaufbau entstehen.
Gebäudebrüter
Zur Verbesserung der Brutplatzsituation für Gebäudebrüter sollen an zahlreichen Stellen im Stadtgebiet Nisthilfen installiert werden. Bei der Bereitstellung geeigneter Niststandorte ist man in besonderer Weise auf die Beteiligung der Öffentlichkeit angewiesen. Durch Ehrenamtliche findet eine fortlaufende Evaluierung der Niststandorte und eine Erfolgskontrolle des Brutgeschehens statt.
Neben der reinen Wissensvermittlung werden spielerische Ansätze des Umweltlernens, aber auch aktive Mitarbeit bei der Waldarbeit genutzt, um eine Beziehung zum Wald und Lebensraum Wasser aufzubauen. Die fortlaufende Evaluierung der angebotenen Projektarbeiten, Führungen und Fortbildungen wird durch die Universität Bamberg durchgeführt.