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Bundesamt für Naturschutz

Entwicklung integrativer Maßnahmen zur Wiederherstellung intakter Riffsysteme der Europäischen Auster mit Europäischem Hummer und Nagelrochen

Meere
Biologische Vielfalt
Deutschland
Pläne und Projekte im Meer
Meeresnaturschutzkomponente
Austernriffe boten in der Nordsee einst Lebensraum und Nahrungsgrundlage für unzählige Organismen. In dem Projekt haben sich das Bundesamt für Naturschutz, das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung und das Thünen-Institut für Fischereiökologie die Entwicklung von Methoden zur Wiederherstellung dieser Vielfalt zur Aufgabe gemacht.
Projektregionen
Europa
Bundesland
Ausschließliche Wirtschaftszone
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 3.3 Menschliche Einflüsse, ökologische Fragen bei marinen Vorhaben
Laufzeit
15.06.2025 - 31.12.2030
Lage
Deutschland, Nordsee
Auf dem Foto sieht man einen Ausschnitt eines Austernriffs vor schwarzem Hintergrund. Die Austernschalen überlagern sich. Weitere riffbewohnende marine Arten sind auf und zwischen den Austern zu finden, ein Schlangenstern, eine Seeanemone und eine Seenelke.
Europäischen Auster mit Seeanemone, Schlangenstern und Seenelke

Beschreibung

FKZ 352420010

Hintergrund

Die Europäische Auster (Ostrea edulis) bedeckte vormals große Flächen auf dem Boden der Nordsee. Seit Anfang des 20 Jahrhundert gilt sie als funktional ausgestorben. Grund hierfür war vor allem die massive Überfischung im gesamten Europäischen Verbreitungsgebiet. Bemühungen zur Wiederherstellung der artenreichen Austernriffe bestehen bereits seit 2014. In dem Projekt knüpfen das BfN, das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) und das Thünen-Institut für Fischereiökologie (TI-FI) in einer Kooperation an bestehende Ergebnisse an. Ziel ist es Methoden zur Wiederherstellung der Austernriffe zu optimieren, weitere Pilotriffe zu erstellen und deren Entwicklung wissenschaftlich zu begleiten. Zudem sollen die Aktivitäten auf im Riff lebende Organismen wie Hummer und Rochen ausgeweitet werden. 

Projekt

In dem Projekt finden die bereits seit mehr als zehn Jahren währenden Bemühungen des BfN und des AWI zur Wiederansiedlung der Europäische Auster in deutschen Gewässern ihre Fortsetzung. Das neu gestartete Vorhaben mit dem TI-FI als neuem Kooperationspartner zielt nicht vorrangig auf die Rückkehr der Auster als einzelner Art, sondern setzt auf ihre Funktion als Schlüsselorganismus im Ökosystem Austernriff: Austernriffe bilden komplexe Lebensräume und stellen damit Hotspots der biologischen Vielfalt dar. Mit ihren Kalkschalen bauen sie dreidimensionale Riffstrukturen am Meeresboden, die wiederum Schutz, Nahrungsgrundlage und Lebensraum für zahlreiche Organismen bieten. Sie bilden so die Voraussetzung für die Wiederansiedlung weiterer verschwundener oder dezimierter Arten wie Rochen und Hummer. Austern filtrieren zudem das sie umgebende Meerwasser und können so maßgeblich die Wasserqualität verbessern.

Die WissenschaftlerInnen bauen in diesem Projekt zur Austernwiederherstellung direkt auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Forschungsprojekte RESTORE und PROCEED auf. In RESTORE haben die Partner Methoden und Verfahren zum Aufbau von, Riffen der Europäischen Auster in der Nordsee entwickelt und in Form eines Pilot-Austernriffs im Naturschutzgebiet Borkum-Riffgrund erstmalig umgesetzt. Zudem konnte das Projekt unter anderem nach wissenschaftlichen Kriterien geeignete Gebiete für die Ansiedlung weiterer Riffe identifizieren. Im Bundesprogramm Biologische Vielfalt wurde parallel das Projekt PROCEED gefördert. Hier widmeten sich seit 2018 Wissenschaftler*innen des AWI auf Helgoland dem Aufbau einer nachhaltigen Produktion und Aufzucht von Saataustern für die Wiederansiedlung. 

Mit dem Projekt wollen das BfN, das AWI und das TI-FI nun in den nächsten Jahren das Pilotriff im Naturschutzgebiet Borkum-Riffgrund auf eine Fläche von vier bis zehn Hektar erweitern sowie ein neues Riff im Naturschutzgebiet Sylter Außenriff-Östliche Deutsche Bucht entstehen lassen. Hierfür sollen die Austernzucht in den Anlagen des TI-FI ebenso wie die Infrastruktur zur Aufbewahrung der Saataustern vor Helgoland bis zum Zeitpunkt der Ausbringung erweitert und optimiert werden. Ein weiteres wichtiges Projektziel ist die Entwicklung von Methoden, zur Stärkung und Wiederansiedlung weiterer in der Nordsee bedrohter und ökologisch bedeutsamer Arten. Durch diesen integrierten Ansatz soll das Erreichen eines möglichst natürlichen Gleichgewichtes im Ökosystems gestärkt und beschleunigt werden.

Ausblick

Die Kompensation von Eingriffen im Meer wie sie z.B. beim Bau von Leitungen vorgenommen werden, sowie die Erfüllung der nationalen und internationalen Verpflichtungen zur großflächigen Wiederherstellung der Natur gehören zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im marinen Bereich. Das Projektteam erarbeitet die Voraussetzungen für einen Ökosystem basierten Ansatz bei der Umsetzung von Wiederherstellungs- und Kompensationsmaßnahmen in der Nordsee. Durch die langfristige Beobachtung der Entwicklung eines wiederhergestellten Austernriffs sollen Erkenntnisse gewonnen werden die umgehend in die Optimierung von bestehenden Maßnahmen einfließen können. Somit leistet dieses Projekt zur ganzheitlichen Wiederherstellung von Austernriffen einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung bestehender und zukünftiger Aufgaben. 

Zuwendung (bestimmt) für

Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven (AWI)
Am Handelshafen 12, 27570 Bremerhaven
0471 4831-0
Thünen Institut für Fischereiökologie
Herwigstr. 31, 27572 Bremerhaven
0471 94460-199

Kontakt im BfN

Dr. Heike Lippert
038301 86-182

weiterführender Inhalt

Ausgewählte Publikationen
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