Konsum naturverträglich gestalten
 
  Beschreibung
FKZ 3523840500
Hintergrund
Nicht-nachhaltige Konsummuster und Produktionssysteme befeuern den globalen Verlust der biologischen Vielfalt. Sie sind zum Beispiel für die großflächige Umwandlung von tropischen Wäldern und Savannen in neue An- oder Abbauflächen verantwortlich, ebenso wie für Treibhausgasemissionen und Umweltverschmutzung. Besonders betroffen ist der Globale Süden, wo sich sowohl viele der artenreichsten Ökosysteme der Erde befinden, als auch ein Großteil der Anbaugebiete weltweit gehandelter Rohstoffe. Um die Biodiversität und ihre lebenswichtigen Ökosystemleistungen dort zu erhalten, ist eine Konsumwende im Globalen Norden dringend erforderlich. Das Forschungsprojekt „Konsum naturverträglich gestalten – Handlungsempfehlungen für ausgewählte Produkte zum Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit“ hat hierfür anhand von drei Fallbeispielen konkrete Optionen aufgezeigt.
Projekt
Das Vorhaben verfolgte zwei Ziele: Erstens die wissenschaftliche Informationsbasis zu den Auswirkungen des europäischen Konsums auf artenreiche Ökosysteme im Globalen Süden zu erweitern und zweitens politikrelevante Handlungsempfehlungen für naturverträglicheren Konsum zu entwickeln.
Im Fokus der Untersuchungen standen die drei Produkte Soja, Palmöl und Garnelen. Für diese wurden Importmengen der EU analysiert, die wichtigsten Herkunftsländer identifiziert und die für den EU-Konsum benötigten Produktionsflächen berechnet. Zudem wurden aktuelle Trends zur Landumwandlung artenreicher Ökosysteme in den Anbauregionen ausgewertet – zum Beispiel zum Verlust von südamerikanischen Savannen für Sojafelder, Umwandlung von tropischen Torfmooren in Palmölplantagen oder Abholzung von Mangrovenwäldern für die Garnelenzucht.
Im zweiten Schritt wurden Strategien und Politikinstrumente zur Förderung eines naturverträglichen Konsums identifiziert und bewertet, unter enger Einbeziehung internationaler Expert*innen und politischer Entscheidungsträger*innen. Dabei wurde ein breites Spektrum an informations-basierten, marktbasierten, handelspolitischen, steuerrechtlichen und regulativen Instrumenten analysiert sowie u.a. die Bedeutung von Suffizienz als Strategie zur Vermeidung von Überkonsum hervorgehoben. Im Oktober 2024 fand ein zweitägiger, internationaler Expert*innen-Workshop im BfN in Bonn statt, dessen Teilnehmer*innen konkrete Handlungsempfehlungen gemeinsam weiterentwickelten.
Die Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen wurden in mehreren Publikationen für verschiedene Zielgruppen aufbereitet und werden am 3. November 2025 in einer virtuellen Abschlusskonferenz präsentiert.
Die Veröffentlichungen des Projektes umfassen:
- Eine umfangreiche Studie mit den Ergebnissen der drei Fallstudien zu Palmöl, Soja und Garnelen – diese enthält Informationen zu den Biodiversitäts-Auswirkungen der drei Produkte sowie produktspezifische und übergreifende politische Handlungsempfehlungen für naturverträglicheren Konsum.
- Drei Factsheets als Zusammenfassung der Biodiversitäts-Auswirkungen des europäischen Palmöl-, Soja- und Garnelenkonsums.
- Drei Policy Briefs mit politische Handlungsempfehlungen, mit Fokus auf 1) Förderung eines naturverträglichen Lebensmittelkonsums 2) Wirksame Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung und 3) Förderung von Suffizienz für ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen.
Umgesetzt wurde das Vorhaben vom Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW) in Kooperation mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu). Das Projekt wurde durch die internationale Arbeitsgruppe „Biodiversity & Consumption“ des One Planet Networks des Umweltprogramms der Vereinten Nationen begleitet.
Ausblick
Die Projektergebnisse knüpfen eng an aktuelle Politikentwicklungen an, insbesondere auf internationaler Ebene. So stehen viele der Maßnahmenvorschläge in direktem Bezug zur EU-Politik, sie liefern beispielsweise Empfehlungen für eine effektive und sozialverträgliche Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung und greifen weitere Instrumente des europäischen Grünen Deals mit auf. Auf globaler Ebene können die erarbeiteten Handlungsempfehlungen die Umsetzung der Ziele des Globalen Rahmenwerks über die Biologische Vielfalt von Kunming-Montreal unterstützen (insbesondere Ziel 15 zur Rolle von Unternehmen und Ziel 16 zu nachhaltigem Konsum) sowie zur Umsetzung des Globalen Nachhaltigkeitsziel 12 für nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion beitragen.
