Handlungsempfehlung: Wiederansiedlung von Armleuchteralgen
Die ehemals in vielen kalkreichen Seen wachsenden Armleuchteralgen (Characeen) bieten nicht nur zahlreichen Tieren Lebensraum, sondern tragen auch zur Bodenstabilisierung, Sauerstoffproduktion und zur Klarheit des Wassers bei. Dadurch sind sie für die Biodiversität und Wasserqualität vieler Gewässer unerlässlich. Seit dem späten 19. Jahrhundert sind ihre Bestände in Europa jedoch stark zurückgegangen. Wo früher grüne Unterwasserwiesen wuchsen, finden sich heute in vielen Seen nur noch sogenannte „Knäckebrotlandschaften“: kahler Boden, durchzogen von Wühltrichtern, die von Fischen hinterlassen wurden.
Im Rahmen des Chara-Seen-Projekts untersuchten Forscher*innen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) und des Fördervereins Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e. V. (FFUS) die Ursachen für den Rückgang der Armleuchteralgen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse, Daten aus Voruntersuchungen in anderen Seen sowie relevanter Literatur entwickelten sie gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz wirksame Strategien zu deren Wiederansiedlung. An 27 Seen in Nordostdeutschland wurden verschiedene Maßnahmen getestet, darunter die Anpassung der Wasserchemie (Nährstoff- und Kalkgehalt sowie der Kohlenstoffanteil), die Veränderung der Fischbestände und der Schutz der Armleuchteralgen vor Fraß. Mit Erfolg: In 80 Prozent der Gewässer vergrößerten die ergriffenen Maßnahmen die Bestände der Armleuchteralgen.
Die Handlungsempfehlung richtet sich an Wasser- und Naturschutzbehörden, Kommunen, private Seen-Eigentümer*innen und Naturschutzverbände und wird im Dezember 2025 als BfN-Schrift 752 erscheinen.
Das Chara-Seen-Projekt, initiiert von FFUS und IGB, zielte darauf ab, die Ursachen für den Rückgang der Armleuchteralgen zu identifizieren und effektive Wiederansiedlungsstrategien zu entwickeln. Es wurde in der zweiten Förderperiode (2019-2025) als Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) „Erprobung geeigneter Maßnahmen zur Wiederansiedlung von Characeen-Grundrasen in natürlichen kalkreichen Seen des norddeutschen Tieflandes“ vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) unterstützt und finanziell gefördert.