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Bundesamt für Naturschutz

Triturus carnifex - Alpen-Kammmolch

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1167
Artengruppierung
Amphibien
Synonyme
Italienischer Kammmolch
Status Rote Liste Deutschland
(Kühnel et al. 2009): Nicht bewertet, da als Neozoon eingestuft
Status Rote Liste Europa
(Temple & Cox 2009): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Kühnel et al. 2009): Nicht bewertet, mindestens allgemeine Verantwortlichkeit

Beschreibung

Ein Neubürger im Süden Deutschlands

Neben dem in ganz Deutschland verbreiteten Nördlichen Kammmolch (Triturus cristatus) findet sich im Süden Bayerns ein zweiter, etwas kleinerer Vertreter aus dem Verwandtschaftskreis der Kammmolche – der Alpen-Kammmolch. Er ist dort vor knapp 20 Jahren durch den Menschen angesiedelt worden. Die Tiere selbst stammen ursprünglich aus Kroatien. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Art befindet sich in den südlichen Alpen, in Italien und im Nordwesten des Balkans.
Im Berchtesgadener Land existiert darüber hinaus eine natürliche Überlappungszone mit dem nördlich verbreiteten Kammmolch. Dort existieren aktuell aber nur Vorkommen von Kreuzungstieren, die sowohl Merkmale des Nördlichen als auch des Alpen-Kammmolches aufweisen.
Zur Fortpflanzung werden in der Regel pflanzenreiche, ganzjährig wasserführende Gewässer aufgesucht. Dort verbringen die Tiere auch einen Teil des Sommers, bevor sie im August die Landlebensräume aufsuchen.

Merkmale des Alpen-Kammmolches

Vom äußeren Erscheinungsbild ähnelt der Alpen-Kammmolch seinem nördlichen Verwandten, dem Kammmolch. Im Gegensatz zum Nördlichen Kammmolch sind die Flanken des Alpen-Kammmolches kaum gepunktet.

Lebensraum

Der Alpen-Kammmolch besiedelt bevorzugt Gewässer mit starkem Pflanzenbewuchs. Es kann sich dabei um Altarme, Teiche, Tümpel oder Wassergräben handeln – vorausgesetzt, sie weisen eine gewisse Größe und Tiefe auf. Fehlen entsprechende Gewässer, kann er auch auf seichte Kleingewässer wie Felswannen oder Gartenweiher ausweichen.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Zur Ökologie der Hybrid-Vorkommen im süddeutschen Raum ist wenig bekannt. Grundsätzlich bestehen bei den Lebensweisen der Schwesterarten Alpen-Kammmolch und Nördlicher Kammmolch zahlreiche Gemeinsamkeiten. Die Laichzeit des Alpen-Kammmolchs beginnt in Kärnten (Österreich) Ende März und kann sich bis Juni hinziehen. Während dieser Zeit legt das Weibchen 200-400 Eier einzeln ab. Nach 2-3 Wochen schlüpfen die Larven, die sich nach 3-4 Monaten umwandeln und das Wasser verlassen. Mit etwa 2,5 bis 3 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif (Thiesmeier et al. 2009).

Als stark wassergebundene Molchart halten sich die Tiere von Ende März bis Ende August im Wasser auf. Als Laichgewässer dienen in Österreich und der Schweiz Altwässer, Teiche, Tümpel und Wassergräben. Bevorzugt werden Gewässer mit starkem Pflanzenwuchs. Der Molch findet sich aber auch in seichten Kleingewässern wie Felswannen oder Gartenweihern. Im Tessin besiedelt der Alpen-Kammmolch neben Moorgewässern in lockeren Birkenwäldern auch künstliche Viehtränken.

Tagesverstecke an Land finden sich unter Steinen und altem Holz. 

Während die süddeutschen Vorkommen der Kreuzungstiere sich in Höhenlagen zwischen 400 und 780 m ü. NN befinden, steigt der Alpen-Kammmolch im Tessin in Höhenlagen von 1.200 m und in den italienischen Alpen bis auf 1.600 m ü. NN auf (Meyer 2004).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Zum Lebenszyklus der Hybrid-Populationen der süddeutschen Vorkommen liegen keine Daten vor. In Kärnten wandert der Alpen-Kammmolch im Zeitraum von Ende März bis Juni zu den Laichgewässern. Die Laichplatzwanderung fällt somit zeitlich mit der Frühjahrsbestellung der Äcker und Pflegemaßnahmen im Grünland (Pflügen, Ansaat, Düngung, Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln, Abschleppen) zusammen.

Der Alpen-Kammmolch hält sich bis Ende August im Gewässer auf. Der Zeitraum der Abwanderung in die Landlebensräume fällt in den Zeitraum, in dem die Äcker bestellt und spätreifende Feldfrüchte geerntet werden. Da die Wanderbewegungen vorwiegend nachts durchgeführt werden, sind direkte Beeinträchtigungen nur bei nächtlicher Bearbeitung der Äcker zu erwarten. 

Die winterliche Ruhephase fällt mit dem Zeitraum zusammen, in dem Forst- und Landschaftspflegebetriebe bevorzugt die Holzernte bzw. Gehölzpflege durchführen. Hier kann es zu Beeinträchtigungen kommen, wenn schwere Erntefahrzeuge eingesetzt werden.

Gefährdung

Allgemeine Gefährdungsursachen

Kenntnisse zu den konkreten Gefährdungsfaktoren der wenigen Vorkommen in Deutschland liegen nicht vor. Da Alpen-Kammmolch und Nördlicher Kammmolch aber eine ähnliche Lebensweise führen, dürften im Wesentlichen auch die Gefährdungsfaktoren die Gleichen sein.

Erhaltungsmaßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

Da es keine angestammten, reinrassigen Fortpflanzungsgemeinschaften des Alpen-Kammmolches in Deutschland gibt, werden keine speziellen Erhaltungsmaßnahmen empfohlen. Für die Hybridpopulationen gelten die gleichen Erhaltungsmaßnahmen wie für den Kammmolch (Triturus cristatus).

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Dr. Kurt Grossenbacher
Naturhistorisches Museum
Bernastr. 15
CH-3005 Bern, Schweiz

Dr. Burkhard Thiesmeier
Diemelweg 7
33649 Bielefeld

Dr. Alexander Kupfer
Universität Potsdam
Allgemeine Zoophysiologie/Evolutionäre Genomik
Karl-Liebknecht-Str. 24-25
14476 Potsdam

Autoren

Manuela Siewers, Burkhard Beinlich

Unter Mitarbeit von

Thomas Bobbe, Holger Buschmann, Christian Chmela, Martin Dieterich, Hauke Drews, Arno Geiger, Dieter Glandt, Kurt Grossenbacher, Benjamin T. Hill, Andreas Kronshage, Alexander Kupfer, Hubert Laufer, Martin Schlüpmann, Norbert Schneeweiß, Matthias Simon, Karola Gießelmann, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb

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