Zusammenhänge der biologischen Vielfalt in ganz Deutschland besser verstehen
Das neue Projekt „Synergistische Datenanalyse der Monitoringdaten auf bundesweit repräsentativen Stichprobenflächen“ (SYNMON) des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels - Museum Koenig (LIB) wird vom BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in Höhe von 340.000 Euro gefördert.
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Wir brauchen einen breit aufgestellten faktenbasierten Naturschutz. Das vom BfN initiierte Projekt SYNMON wird dazu erheblich beitragen. Wir schaffen damit eine neue Grundlage, um die Entwicklung der biologischen Vielfalt unter den aktuellen Nutzungsbedingungen besser zu verstehen: Erstmals werden die Daten aus den bundesweiten Monitoringprogrammen in der von uns Menschen genutzten Landschaft in der Zusammenschau ausgewertet. Um Ökosysteme und deren Zusammenhänge besser zu verstehen und die biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten oder wiederherzustellen, sind anspruchsvolle Analysen, wie SYNMON sie durchführen wird, von unschätzbarem Wert.“
„In der Natur hängt alles mit allem zusammen – Schmetterling, Blume und Landwirtschaft kann man heute nicht mehr isoliert betrachten,“ so Professor Christoph Scherber, Leiter des Zentrums für Biodiversitätsmonitoring und Naturschutzforschung am Museum Koenig und Leiter des Vorhabens: „Das Projekt untersucht eine der großen Herausforderungen im Naturschutz: Zusammenhänge zwischen Entwicklungen verschiedener biotischer und abiotischer Parameter zu verstehen und schließlich daraus Empfehlungen für Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt und für eine nachhaltige, biodiversitätsfördernde Nutzung abzuleiten.“
Untersucht wird, welcher Mehrwert gewonnen werden kann, wenn die Daten verschiedener Monitoringprogramme auf denselben bundesweit repräsentativen Stichprobenflächen (SPF) gemeinsam ausgewertet werden. Dabei kommen modernste statistische Verfahren zum Einsatz. In dem Forschungsprojekt werden Langzeitdatenreihen von Brutvögeln und Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert gemeinsam mit detaillierten Daten zu Biotoptypen und exemplarischen Insektengruppen ausgewertet. Auf diese Weise sollen auch Rückschlüsse auf die Ursachen bestimmter Entwicklungen möglich sein: Sind es beispielsweise die Insekten, die als Nahrungsgrundlage und Bestäuber fehlen, oder ist es die veränderte Landnutzung, die vor allem zur Abnahme von häufigen Brutvogel- oder Pflanzenarten führen?
In das Vorhaben eng eingebunden sind die Akteure, die teilweise bereits seit Jahrzehnten Arten und Lebensräume sowie deren Entwicklung beobachten. Hierzu gehören der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), das Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH (PAN), die Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie der Universität Osnabrück, sowie die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Die Projektarbeiten haben im Frühsommer 2022 begonnen und sollen bis Ende 2024 abgeschlossen werden.
Hintergrund
Auf den insgesamt 2.637 bundesweit repräsentativen Stichprobenflächen (SPF) werden mehrere bundesweite Monitoringprogramme durchgeführt, die erstmals im Zusammenhang ausgewertet werden. Dazu gehören das bundesweite Monitoring häufiger Brutvögel, welches bereits seit 2004 läuft und das Monitoring von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Monitoring), das seit 2009 erfolgt. Ökosystem-Monitoring und Insektenmonitoring werden zurzeit bundesweit aufgebaut und erweitern die Möglichkeiten übergreifender Analysen. Neben dem bundesweiten Monitoring von Heuschrecken wird das Monitoring von Tagfaltern und Widderchen in Baden-Württemberg in die Auswertung einbezogen.
Das Monitoring häufiger Brutvögel wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) deutschlandweit koordiniert und von Ehrenamtlichen getragen. Die weiteren bundesweiten Monitoringprogramme werden vom Bundesamt für Naturschutz gemeinsam mit den zuständigen Länderfachbehörden umgesetzt. Die Stichprobenflächen wurden 2004 für das Monitoring häufiger Brutvögel festgelegt. Sie ermöglichen statistisch repräsentative Hochrechnungen für Deutschland und die Bundesländer. Bei der Stichprobenziehung durch das Statistische Bundesamt wurde sowohl die Landnutzung als auch die naturräumlichen Bedingungen bspw. hinsichtlich der Boden- und Klimaeigenschaften berücksichtigt.