OptiMuM - Optimierung der Hochmoor-Renaturierung und Monitoring in der Praxis

Beschreibung
Hintergrund
Hochmoore gehören zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Deutschland (Finck et al. 2017). Zudem ist die Moorentwässerung (hauptsächlich für die landwirtschaftliche Nutzung) in Deutschland für 6-7 % der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (Tiemeyer et al. 2020). Organische Böden stellen nur 7 % der landwirtschaftlichen Fläche dar, aber aus diesen stammen 37 % der Emissionen aus der Landwirtschaft. Hochmoorböden machen hiervon einen Anteil von 20 % (Joosten, Tanneberger & Moen 2017) aus. Im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) werden die Treibhausgas-Senkenziele des Landnutzungssektors (LULUCF) formuliert, welche dazu beitragen sollen, das Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen: Bis 2030 sollen diese -25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente betragen, bis 2040 -35 Millionen Tonnen und bis 2045 -40 Millionen Tonnen. Diese Senkenziele sind nur mit großflächiger Moorwiedervernässung und -renaturierung erreichbar, da entwässerte Moore die größte Einzelquelle im LULUCF-Sektor sind (s.o.). Die Wiederherstellung von Hochmoorbiotopen bietet somit sowohl für den Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität als auch für den Klimaschutz eine hervorragende Synergie.
Die Wiederherstellung von Hochmoorbiotopen konzentriert sich bisher allerdings auf naturnahe Hochmoor-Reste und ehemalige Torfabbauflächen, obwohl z. B. allein in Niedersachsen 42 % der Hochmoorböden als Grünland und 10 % als Acker genutzt werden. Nach landwirtschaftlicher Nutzung wurden dagegen bisher nur wenige Hochmoore renaturiert.
Die Erfahrungen, die im Feldversuchsmaßstab, nach Torfabbau oder mit Sphagnum-Farming gewonnen werden konnten, sind aufgrund verschiedener Einschränkungen nur bedingt auf die Hochmoorrenaturierung im Praxismaßstab übertragbar. Im Rahmen landeseigener Programme und im Kontext der sich verschärfenden Klimakrise, sowie der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen und der Wiederherstellungsverordnung der Europäischen Union werden in den nächsten Jahren besonders die landwirtschaftlich genutzten Hochmoorstandorte in den Fokus rücken.
Projekt
OptiMuM soll bisher gesammelte Erkenntnisse und Erfahrungen (z. B. aus demE+E-Vorhaben OptiMoor) im Praxismaßstab erproben, um die Entwicklung und Wiederherstellung von Hochmoorbiotopen zu beschleunigen. Es wird untersucht, ob im Vergleich zur praxisüblichen Basiseinrichtung (passives Wassermanagement, zumindest teilweiser Oberbodenabtrag für Verwallungen und Grabenverfüllung, keine Beimpfung mit Torfmoosen) zusätzliche Maßnahmen (aktives Wassermanagement, Abtrag des landwirtschaftlich beeinflussten Oberbodens und Beimpfung mit Torfmoosen) die Renaturierung von Hochmooren beschleunigen und damit für die Zukunft resilienter machen können. Gleichzeitig könnten durch eine gezielte Investition in die „aktive“ Renaturierung von Hochmooren die Klimafolgekosten erheblich gesenkt werden, da Moore mit einer intakten Moosschicht auch in warmen Sommern nass bleiben und dauerhaft Kohlenstoff binden. Dabei soll ein überregionales Monitoring aufgebaut werden, welches ein hohes Maß an Übertragbarkeit auf andere zu renaturierende Hochmoorstandorte erlaubt.
Maßnahmen
Auf einer zentralen Erprobungsfläche im Ahlenmoor (LK Cuxhaven) wird eine 3,5-ha Grünlandfläche wiedervernässt und in Richtung Hochmoorbiotop entwickelt. Zusätzliche Maßnahmen wie aktives Wassermanagement und großflächige Beimpfung mit gebietsnahem Spendermaterial werden im Vergleich zur üblichen Basiseinrichtung (passives Wassermanagement, keine Beimpfung) erprobt. Auf zwei weiteren Praxisflächen in Niedersachsen (LK Aurich, LK Wittmund) und Schleswig-Holstein (LK Rendsburg-Eckernförde) wird die Beimpfung kleinflächiger (insgesamt ca. 2000 m²) unter praxisüblichen Bedingungen (passives Wassermanagement) getestet und mit der Basiseinrichtung (ohne Beimpfung) im Rahmen des aufzubauenden Monitorings verglichen. Auf allen Versuchsflächen werden über mehr als vier Jahre die Vegetations-, Wasserstands-, Wasserqualitäts- und Nährstoffentwicklung, Veränderungen im Relief und die quantitative Entwicklung der Pflanzengemeinschaften im Praxismaßstab erfasst, sowie die Effekte auf Treibhausgas-Emissionen abgeschätzt.