BfN veröffentlicht Studie zur zukünftigen Entwicklung des Wolfsbestands in Deutschland
Für die demografischen Analysen wurden erstmals alle in Deutschland verfügbaren Daten aus dem Wolfsmonitoring der Bundesländer inklusive des genetischen Monitorings verwendet, die von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) zusammengestellt wurden.
Aus den Daten wurde die Überlebenswahrscheinlichkeit der Wölfe in Deutschland abgeleitet. Erwachsene Wölfe haben die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit. Jährlinge und Welpen sterben im Vergleich häufiger. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde mit Hilfe einer Populationsgefährdungsanalyse die Überlebenswahrscheinlichkeit über einen Zeitraum von 100 Jahren ermittelt und fünf Veränderungen der Lebenssituation der Wölfe simuliert. Teil der Simulation waren mögliche Krankheitsausbrüche, die sich auf den Bestand auswirken könnten. In den meisten Simulationen ergibt sich ein positiv entwickelnder Wolfsbestand. Wird jedoch ein gewisser Wert der Überlebenswahrscheinlichkeit unterschritten, könnten die Wölfe in Deutschland wieder aussterben. Die Ergebnisse der demografischen Analysen wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Publikation im Fachjournal Wildlife Biology am 28. Oktober 2024 veröffentlicht.
Ein wissenschaftlicher Projektbeirat, der sich aus Wissenschaftler*innen aus dem Themenfeld PVA-Modellierung sowie Expert*innen zur Ökologie des Wolfs einschließlich Mitgliedern der DBBW zusammensetzt, hat das Forschungsvorhaben begleitet. Zudem standen Zwischenergebnisse sowie die finalen Ergebnisse des Forschungsvorhabens im Rahmen von mehreren Bund-/Länder-Arbeitsgruppensitzungen zur Diskussion.
Hintergrund zur Studie
Auf der 95. Umweltministerkonferenz (UMK) 2020 haben die Umweltminister*innen und -senator*innen der Bundesländer den Bund gebeten, für die „Größe der günstigen Referenzpopulation“ auf wissenschaftlicher Grundlage eine Anzahl adulter Wolfsindividuen je Anteil Deutschlands an den biogeografischen Regionen festzulegen. Das Verfahren für die Ermittlung von Referenzwerten ist von der EU-Kommission in mehreren Dokumenten festgelegt. Dabei müssen bei der Ableitung eines Referenzwertes wissenschaftliche Kriterien eingehalten werden. Die EU-Dokumente empfehlen bei hoher Datenqualität und Verfügbarkeit als Grundlage zur Ableitung eines Referenzwertes für die günstige Population die Erstellung einer Populationsgefährdungsanalyse.
Eine Populationsgefährdungsanalyse simuliert die Entwicklung beispielsweise des Wolfsbestands in die Zukunft, wobei demografische Szenarien berücksichtigt werden. Dies können zum einen unterschiedliche Überlebenswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Lebensstadien der Wölfe sein, wie die Abwanderung und Territoriensuche, aber auch räumliche Gegebenheiten wie die Habitateignung an den Aufenthaltsorten der Wölfe. Zum anderen können Katastrophenereignisse simuliert und getestet werden, die auf Annahmen beruhen, etwa die Erhöhung von Mortalitätsraten aufgrund von Krankheiten.
In der vorliegenden Studie wurden Daten aus dem bundesweiten Wolfsmonitoring der Bundesländer sowie dem grenzübergreifenden Monitoring und Datenaustausch mit den Nachbarländern Deutschlands verwendet. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW, darunter das Senckenberg Forschungsinstitut und LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland) haben die Daten für die demografischen Analysen aufbereitet und im Projekt zusammengeführt.