Europäischer Wels: „Fisch des Jahres 2026“
Der Europäische Wels ist mit Längen von bis zu 3 Metern der größte einheimische Süßwasserfisch. Mit einem Gewicht von bis zu 150 Kilogramm kann er beeindruckende Dimensionen erreichen. Als wärmeliebende Art profitiert er derzeit erheblich von den steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels. Dort, wo der Wels ursprünglich verbreitet ist, spielt er eine wichtige Rolle im aquatischen Ökosystem, da er Fischbestände reguliert und durch das Fressen von Aas und kranken Fischen zur Gewässergesundheit beiträgt. Gleichzeitig kann seine enorme Größe und der damit verbundene Nahrungsbedarf erhebliche Auswirkungen auf den Fischbestand haben.
Auch wenn der Wels nach der bundesweiten Roten Liste der Süßwasserfische und Neunaugen als ungefährdet gilt, steht seine Ernennung zum Fisch des Jahres stellvertretend für die Bedeutung artenreicher und intakter Gewässerökosysteme, sowie der Bedeutung einer sachlichen Auseinandersetzung mit dieser heimischen Art. In den Medien wird der Wels häufig als gefährlicher Räuber dargestellt und erregt jedes Jahr aufs Neue großes öffentliches Interesse. Der Wels zeigt exemplarisch, wie anpassungsfähig und ökologisch bedeutsam Fischarten in unseren Gewässern sein können.
Hintergrund
Europäischer Wels
Der Europäische Wels besitzt einen langgestreckten, walzenförmigen Körper mit einer schleimigen, schuppenlosen Haut. Charakteristisch für die Art sind die stark reduzierte Rückenflosse sowie das Fehlen einer Fettflosse, wie sie bei vielen der weltweit rund 4000 Welsarten vorkommt.
Der große, breite Kopf und das oberständige Maul sind typische Merkmale des Europäischen Welses. Zur Orientierung im oft trüben Wasser nutzt der Wels seine sechs Barteln. Für die Nahrungssuche nutzen Welse niederfrequente Töne bis in den Infraschallbereich. Die lange Afterflosse, die nahezu bis zur Schwanzflosse reicht, ermöglicht dem Wels ruhige und kraftvolle Schwimmbewegungen. In seiner Färbung zeigt sich der Europäische Wels meist dunkel, häufig braun bis schwarz marmoriert, während der Bauch heller erscheint.
Als opportunistischer Räuber verfügt der Europäische Wels über ein breites Nahrungsspektrum. Er ernährt sich überwiegend von Fischen, nimmt aber auch Insekten, Würmer, Krebse, Schnecken und Frösche auf. Gelegentlich erbeuten größere Exemplare kleine Wasservögel oder Säugetiere.
Der Europäische Wels zählt ursprünglich zu den typischen Fischarten des Donau- und Rheinsystems. In Bayern war er vor allem in der Donau sowie in deren Nebenflüssen wie Isar, Inn, Lech, Naab und Altmühl verbreitet. Auch im Südwesten Deutschlands, konkret am Oberrhein und in angrenzenden Altrheinen, ist er natürlicherweise heimisch.
Durch menschliche Eingriffe wie Besatzmaßnahmen seit dem 19. Jahrhundert sowie durch künstliche Kanalverbindungen wie den Main-Donau-Kanal hat sich der Wels in deutschen Gewässern stark ausgebreitet.
Fisch des Jahres
Seit 1991 wird in Deutschland der „Fisch des Jahres“ durch die organisierte Anglerschaft ausgezeichnet. Die Auswahl und Bekanntgabe erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI). Mit dieser gemeinsamen Initiative machen die Partner auf die Gefährdung einzelner Fischarten sowie auf die ökologischen Herausforderungen in unseren Gewässern aufmerksam.
Für die Wahl spielen verschiedene Kriterien eine zentrale Rolle, darunter die Naturschutzrelevanz, das Vorkommen in deutschen Gewässern, die Bekanntheit der Art und ihre symbolische Bedeutung für bestimmte Lebensräume. Darüber hinaus soll der jeweilige „Fisch des Jahres“ auf Probleme wie Gewässerverschmutzung, Flussverbauungen oder den Klimawandel hinweisen.
Der „Fisch des Jahres“ wird seit 2023 in einer öffentlichen Online-Abstimmung gewählt. Unter den 13.182 gültigen Stimmen ging für 2026 der Europäische Wels als Sieger hervor. Die Ergebnisse der Abstimmung im Detail: Europäischer Wels: 56,05%, Quappe: 31,00%, Hundshai: 12,95%.