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Bundesamt für Naturschutz

Naturschutz und Landwirtschaft: Wege zu einem konstruktiven, zielführenden Dialog

Land- und Forstwirtschaft
Forschung und Förderung
16.01.2023
Bonn/Stuttgart
„Lebensgrundlagen schützen, Krisen begegnen“ lautet das Motto des Agrarkongresses, der am 17. Januar 2023 zum siebten Mal vom Bundesumweltministerium ausgerichtet wird. Naturschutz und Landwirtschaft sind gemeinsam gefordert, die biologische Vielfalt zu erhalten, das Klima zu schützen und die Natur als unverzichtbare Grundlage, unter anderem zur weltweiten Ernährungssicherung, zu begreifen und zu stärken. Die intensive und konstruktive Kommunikation zwischen allen beteiligten Akteuren ist hierfür eine zentrale Voraussetzung. Wie die öffentliche Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz verbessert werden kann, zeigt ein jetzt veröffentlichtes Papier. Wichtig sind dabei zwei zentrale Ansätze: Wissen übereinander vermitteln und Verständnis füreinander schaffen.
Frau und Mann auf einem Feld im Gespräch
Wie kann der Dialog zwischen Naturschutz und Landwirtschaft verbessert werden? - Darum geht es in dem jetzt veröffentlichten Papier.

Miteinander reden kann Gräben überwinden – auch zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Auch wenn etliche gelungene Initiativen zeigen, dass zwischen Landwirtschaft und Naturschutz vielfach Einigkeit über die Ziele der landwirtschaftlichen Entwicklung besteht, gibt es vor allem in der öffentlichen Kommunikation anhaltende, teils heftige Auseinandersetzungen. Statt in einen offenen, fairen und konstruktiven Meinungsaustausch zu treten und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, sind die Fronten oft verhärtet. Die zentrale Frage lautet daher: Wie kann dieser Dialog verbessert werden?

Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schweiger und seine Doktorandin Verena Menauer von der Universität Hohenheim haben drei Jahre dazu geforscht. Im November 2022 luden sie zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) Wissenschaft, Verbände, Behörden und Praxis zu einem Workshop der Internationalen Naturschutzakademie auf der Ostseeinsel Vilm ein. Das Ergebnis: Ein gemeinsames Konsenspapier der rund 40 Teilnehmenden. Die darin enthaltenen Impulse wird BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm in die Diskussion auf dem Agrarkongress am 17. Januar 2023 einbringen.

Demnach sind zwei zentrale Punkte entscheidend, wenn man die öffentliche Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz verbessern will: Wissen übereinander vermitteln und Verständnis füreinander schaffen. „Beides kann dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, bestehende Gemeinsamkeiten stärker als bisher aufzuzeigen und eine gemeinsame Vertrauens- und Wissensbasis zu schaffen – die Grundlage für konstruktive öffentliche Kommunikation“, betont der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Schweiger. „Die Probleme entstehen weniger in der direkten Kommunikation zwischen den Beteiligten als vielmehr in der öffentlichen Kommunikation. Dies betrifft den Nachrichten- und Fachjournalismus genauso wie die öffentlichen Kommunikationsangebote interessengeleiteter und staatlicher Akteure sowie Kommentare in den sozialen Medien.“

Deshalb analysierte seine Doktorandin Verena Menauer die öffentliche Kommunikation zum Verhältnis zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Zudem wertete sie erfolgreiche Initiativen aus, die sich einer Verbesserung dieser Kommunikation widmen. „Oft fehlt es an der Bereitschaft zum öffentlichen Austausch. Teilweise verweigern die Beteiligten das Gespräch vollständig“, nennt Verena Menauer als Beispiel für Probleme. Aber auch die öffentliche Berichterstattung trage ihren Teil dazu bei. Sowohl Nachrichten- als auch Fachmedien berichteten eher über negative, konfliktbehaftete Themen, erfolgreichen Projekten oder kooperativen Ansätzen werde hingegen kaum Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Ursachen für diese Probleme sind ebenso vielfältig. Beispielsweise unterscheiden sich Landwirt*innen und Personen aus dem Naturschutzbereich erheblich in ihrer emotionalen und finanziellen Betroffenheit. Landwirt*innen sind – im Gegensatz zu vielen Naturschutz-Akteur*innen – oft unmittelbar und persönlich von politischen Entscheidungen betroffen. Naturschutzauflagen werden von ihnen nicht nur als Eingriff in ihre unternehmerische Freiheit, sondern oft als existenzgefährdend wahrgenommen. Außerdem fehle manchen Beteiligten das notwendige Wissen für eine angemessene Teilnahme an der öffentlichen Debatte, so Menauer. Das beträfe Landwirtschaft, Naturschutz und Journalismus gleichermaßen. Eine unterschiedliche Interpretation von Begriffen wie „Natur“ oder „Natürlichkeit“ erschwere das wechselseitige Verständnis zusätzlich.

Das Papier wurde im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Forschungsprojekts der Universität Hohenheim erarbeitet. Es gibt die Ergebnisse einer Tagung an der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm wieder. Rund 40 Akteur*innen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Verbänden und Behörden nahmen daran im November 2022 teil.

Forschungsprojekt „Kommunikation im Rahmen der Ackerbaustrategie“

Mit dem Ziel, die Kommunikation der Ackerbaustrategie des Bundes zu untersuchen, startete das Projekt am 1. Februar 2020. Ende März 2023 soll es seinen Abschluss finden. Beteiligt ist an der Universität Hohenheim neben dem Fachgebiet interaktive Medien- und Onlinekommunikation unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schweiger auch das Fachgebiet Ländliche Soziologie (Prof. Dr. Andrea Knierim). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert das Projekt über das BfN mit 198.042 Euro. 

weiterführender Inhalt

Hintergrundpapier
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