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Bundesamt für Naturschutz

Ökonomische Effekte von Tourismus in Naturparken und Wert der Erholung in den Nationalen Naturlandschaften

Tourismus und Sport
Gesellschaft
Ökonomie
Das BfN forscht
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Im Rahmen dieses Vorhabens werden die regionalökonomischen Effekte des Tourismus in ausgewählten Naturparken systematisch erhoben und quantifiziert. Zudem wird der Wert der Natur der Nationalen Naturlandschaften ermittelt. Damit können sowohl die tatsächliche Wertschöpfung der Naturparks als auch die Zahlungsbereitschaft für Natur dargestellt werden.
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.2 Gesellschaft und Naturschutz
Laufzeit
01.07.2020 – 31.12.2025

Beschreibung

FKZ 3523 81 2200

Hintergrund

Die von Großschutzgebieten ausgehenden positiven wirtschaftlichen Effekte durch den Tourismus gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Kontext politischer Diskussionen über die Akzeptanz des großflächigen Schutzes und der Entwicklungsperspektiven strukturschwacher, peripherer Regionen. Eine fundierte regionalökonomische Bewertung trägt dazu bei, die ökonomische Bedeutung dieser Gebiete für die jeweiligen Regionen sichtbar zu machen und deren Rolle als Impulsgeber für nachhaltige Regionalentwicklung zu stärken. Auf diese Weise kann der Beitrag der Großschutzgebiete zur wirtschaftlichen Stabilisierung und Förderung ländlicher Räume nachvollziehbar kommuniziert und die politische Unterstützung für den Schutzstatus langfristig gesichert werden. 

Projekt

Großschutzgebiete erfüllen neben dem Naturschutz auch wichtige gesellschaftliche Funktionen – insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Regionalentwicklung und naturverträglichen Tourismus. Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind für Naturparke explizit Ziele wie nachhaltiger Tourismus sowie ein Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung verankert. Das darin verankerte Nachhaltigkeitsprinzip fordert, neben ökologischen und sozialen Aspekten auch ökonomische Wirkungen systematisch zu berücksichtigen.

Die Erforschung der regionalökonomischen Effekte des Tourismus in Schutzgebieten wird vom BfN bereits seit langem unterstützt und gefördert. In den vergangenen Jahrzehnten konnten umfassende Daten zum Tourismus in deutschen Nationalparks und Biosphärenreservaten systematisch erhoben und analysiert werden. Dabei wurden Besuchstage pro Jahr, der Anteil der Gäste, die die Region aufgrund des Schutzstatus aufsuchen, sowie die regionalwirtschaftlichen Wirkungen der Destinationen ermittelt. 

Für die Kategorie der Naturparke liegen solche detaillierten Betrachtungen bislang jedoch nicht vor. Obwohl die Methode für Nationalparks und Biosphärenreservate weit ausgereift ist, wurde sie auf Naturparke bisher nur unzureichend angewandt. Im vorliegenden Forschungsvorhaben wurden daher Erhebungen in ausgewählten Naturparken durchgeführt, um die regionalökonomischen Effekte des Tourismus zu berechnen. Aufgrund der großen Anzahl von 104 Naturparken ist eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen Parks nicht realisierbar. Stattdessen wird anhand detaillierter Fallbeispiele eine Extrapolation vorgenommen, die eine bundesweite Aussage ermöglicht. Bei der Auswahl der untersuchten Naturparke wurde darauf geachtet, naturräumliche und touristische Unterschiede in den Flächen abzubilden. Diese ausgewählten Fallbeispiele dienen als Grundlage für die Hochrechnung der regionalökonomischen Effekte des Tourismus in allen deutschen Naturparken.

Ein zweiter Schwerpunkt des Vorhabens widmet sich der ökonomischen Bewertung der Natur in den Nationalen Naturlandschaften (NNL). Ziel war es, neben den regionalökonomischen Effekten des Tourismus auch den umfassenderen ökonomischen Wert der Natur selbst zu erfassen. Dies erfolgte auf Basis des Konzepts des „Total Economic Value“ (TEV), das in der Umweltökonomie verwendet wird, um den gesamten wirtschaftlichen Wert eines Umweltgutes zu beziffern. Zur quantitativen Erfassung dieses Wertes wurde eine Zahlungsbereitschaftsanalyse durchgeführt. Diese Methode ist eine anerkannte Herangehensweise, um die gesellschaftliche Wertschätzung für Umweltgüter monetär zu beziffern. Konkret wurde im Rahmen des Projekts eine repräsentative Online-Befragung der deutschen Bevölkerung durchgeführt. Dabei wurden Präferenzen und hypothetische Zahlungsbereitschaften für den Erhalt der Natur der Nationalen Naturlandschaften erfasst.

Grundlage der Analyse waren drei Kategorien der Nationalen Naturlandschaften: 16 Nationalparks, 18 Biosphärenreservate und 104 Naturparke. Auf Basis dieser Daten konnte der Wert der Erholung der Nationalen Naturlandschaften abgeschätzt und als ökonomische Gesamtbetrachtung ausgewiesen werden.

Ausblick

Die ersten Ergebnisse des Vorhabens wurden im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung am 24. Juni 2025 in Berlin vorgestellt.
Die gewonnenen Daten und Analysen dienen als wichtige Entscheidungsgrundlage für Politik, Verwaltung und eine nachhaltige Entwicklung. Sie ermöglichen eine sachlich fundierte Bewertung der ökonomischen Bedeutung der Nationalen Naturlandschaften und liefern Argumente für deren Erhalt, Weiterentwicklung und Förderung, insbesondere in strukturschwachen ländlichen Räumen.
Darüber hinaus tragen die Ergebnisse zur Schärfung des gesellschaftlichen Bewusstseins für den ökonomischen Wert von Natur und Landschaft bei und können zukünftig als Grundlage für weiterführende Forschung, regionale Strategien sowie Förderinstrumente im Naturtourismus und Naturschutz dienen. Mit dem Vorhaben wurde ein wichtiger Beitrag geleistet, um den ökonomischen Stellenwert der deutschen Großschutzgebiete sichtbar zu machen – sowohl im politischen Diskurs als auch im öffentlichen Bewusstsein.

Auftragnehmende

Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Prof. Dr. Hubert Job
Institut für Geographie und Geologie
Am Hubland, 97070 Würzburg

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln vom Bundesumweltministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Kontakt im BfN

Sarah Bittlingmaier
Fachgebiet I 2.2 Gesellschaft und Naturschutz

weiterführender Inhalt

Weiterführende Publikationen
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