Religionen und Naturschutz im Dialog

Alle waren sich einig, dass die Kooperationen neben dem Schutz der biologischen Vielfalt auch große Möglichkeiten für die Ansprache breiter gesellschaftlicher Schichten bieten. Außerdem fördern sie die Integration und das Empowerment von Menschen mit Migrationshintergrund, die kleineren Glaubensgemeinschaften in Deutschland angehören. Auch die Flächenthematik wurde reflektiert, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Aufbau von bisher zumeist fehlenden muslimischen Friedhöfen, die entsprechend des Ritus des sich-selbst-Überlassens auch Raum für Wildnis-Entwicklung bieten. Mit Besitz und Verpachtung von Kirchenland haben auch die evangelische und katholische Kirche großen Einfluss auf eine positive Entwicklung von Natur und biologischer Vielfalt, was ebenfalls Gegenstand der Betrachtung war.
Von den Teilnehmer*innen des Dialogforums wurde zudem auch die Notwendigkeit einer einfach verständlichen Kommunikation und Beratung zu Fördermöglichkeiten diskutiert, um interreligiöses Engagement und Motivation für Naturschutzaktivitäten in Zukunft weiter auszubauen. Weiterhin wurde die Anschlussfähigkeit der Kommunikation an internationale Naturschutzdiskurse reflektiert, die auch auf den nationalen Raum übertragen werden könnten. Religionsgemeinschaften spielen in diesem Kontext schon seit langer Zeit eine bedeutsame Rolle bei internationalen Naturschutzkonferenzen, und weisen dort auf die gesellschaftliche Verpflichtung und Dringlichkeit des Schutzes der Natur und biologischen Vielfalt hin.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch das Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz mit einem Blick auf die Zielstellung und Gesellschaftsaufgabe der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030, sowie auf die gute Ausgangsgrundlage für gemeinsame Aktivitäten zwischen Naturschutzakteuren und den Religionsgemeinschaften.
Dies gilt sowohl hinsichtlich gemeinsam geteilter Werte zum Schutz des Lebens und nachhaltiger Lebensweisen, die seit Jahrtausenden in den Religionsgemeinschaften überliefert werden, als auch für die drängenden Krisen des Klimawandels und Ökosystemverlustes, die ein gemeinsames Handeln dringend erforderlich machen. Anschließend berichteten Akteure des entstandenen Netzwerkes der Religionsgemeinschaften über bisherige Projektaktivitäten. Das Abrahamische Forum in Deutschland e. V. blickte auf Erfolge der gemeinsamen Erklärung zum Schutz der biologischen Vielfalt im Laufe der letzten 10 Jahre zurück: Die Vielfalt an Aktivitäten ist sehr groß, und reicht von der Etablierung interreligiöser Naturschutzwochen über Baumpflanzaktionen bis zu Bildungs-Teams mit Religionsvertreterinnen und -vertretern an Schulen. Auch zwei laufende Projekte des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt stellten ihre Aktivitäten vor. Zum einen wurde durch das Erzbistum Köln und das Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen über das Projekt "Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden" berichtet, in dem es um die Förderung von biologischer Vielfalt durch Flächengestaltung und Baumaßnahmen "um den Kirchturm herum" geht. Zum anderen wurde mit dem Projekt "Der Friedhof lebt" durch das Institut für Zoologische Theologie Münster der Blick auf Flächen mit besonderer Bedeutung für die Glaubensausübung gerichtet, die zugleich Chancen für den Schutz der biologischen Vielfalt wie auch Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten bieten.