Retrospektive Datenanalysen am Beispiel der Heuschrecken
Beschreibung
FKZ 3522810700
Hintergrund
Verschiedene Studien belegen einen Rückgang der Artenvielfalt und der Häufigkeit vieler Insektenarten u.a. in Deutschland. Derzeit fehlen jedoch systematische und bundesweite Langzeitdatenreihen sowie systematische Erkenntnisse zu den langfristigen Veränderungen von Insektengemeinschaften in ganz Deutschland.
Diese Lücke soll zukünftig mit dem sich im Aufbau befindlichen bundesweiten Insektenmonitoring geschlossen werden. Daneben existieren Datensätze aus historischen Insektenerfassungen und es werden durch Ehrenamtliche wertvolle Insektendaten gesammelt. Im Idealfall können diese Daten das bundesweite Insektenmonitoring sinnvoll ergänzen. Inwiefern dies möglich ist und welche Methoden hierbei eingesetzt werden können, wird im Projekt am Beispiel der Heuschrecken untersucht.
Projekt
Ziel des Projekts ist es, das Potenzial von Wiederholungskartierungen und retrospektiven Datenauswertungen für das bundesweite Insektenmonitoring (IM) am Beispiel der Heuschrecken zu analysieren. Diese können wertvolle Informationen zu ökologischen Merkmalen liefern und retrospektive Trendanalysen ermöglichen. Es sollen Voraussetzungen, Empfehlungen und Beispiele für die Nutzung solcher Daten für das IM erarbeitet werden. Zudem wird untersucht, wie sich die Heuschreckengemeinschaften infolge von Landnutzungs- und Klimawandel in den letzten 25 bis 30 Jahren verändert haben.
Wiederholungsstudie
Hierfür wurden Altdaten aus dem Zeitraum 1985-2005 aus ganz Deutschland aufbereitet. Dabei wurden 414 Flächen als geeignet für Wiederholungskartierungen identifiziert. In Abwesenheit von Monitoringdaten können Kombinationen aus Alt- und Neudaten belastbare Aussagen über Veränderungen in der Artenzusammensetzung ermöglichen.
In den Jahren 2023-2025 werden auf den ausgewählten Grünlandplots erneut die Heuschrecken mit den gleichen Erfassungsmethoden wie bei der historischen Ersterfassung erhoben. Die genaue Lage der Untersuchungsgebiete kann aus der Karte weiter unten im Projektsteckbrief entnommen werden. Bisher wurden (2023 und 2024) insgesamt 281 Probeflächen aus dem Feuchtgrünland, Trockenrasen und mesophilen Grünlands erneut beprobt.
Erste Ergebnisse zeigen deutliche Veränderungen: Vor allem mobile, wärmeliebende Arten wie z.B. die Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus) breiten sich aus, während weniger mobile Spezialisten wie z.B. die Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus) häufig zurückgehen. Dies deutet auf eine zunehmende biotische Homogenisierung der Heuschreckenfauna in Deutschland hin. Die Ursachen sollen nach Abschluss der Feldarbeiten vertieft analysiert werden.
Statistische Auswertung
Begleitend wird geprüft, wie sich Daten der Wiederholungsstudie mit denen des bundesweiten Heuschreckenmonitorings kombinieren lassen und welche Voraussetzungen und Grenzen hierbei bestehen. So können Zusatzdaten helfen, die zeitliche und räumliche Abdeckung sowie Präzision der Trendschätzung zu verbessern oder die Interpretation der Daten und zu untersuchenden Zielvariablen zu unterstützen.
In diesem Zusammenhang wurde auch ein Vergleich der unterschiedlichen Erfassungsmethoden durchgeführt. Dieser ergab, dass eine gemeinsame statistische Auswertung der Daten aus dem Insektenmonitoring und den Wiederholungsstudien möglich ist, sofern auf die Flächengröße korrigiert wird.
Ausblick
Das Projekt unterstützt die Umsetzung des Ziels des Aktionsprogramms Insektenschutz, die Datenlage zu Insekten zu verbessern und ein bundesweites Insektenmonitoring zu installieren. Im Fokus stehen dabei die Erhebung und exemplarische Auswertung umfangreicher Daten zur Heuschreckenfauna in Deutschland. Diese dienen der Ableitung von allgemeinen Empfehlungen bzgl. der ergänzenden Nutzung von Altdaten für das bundesweite Insektenmonitoring. Perspektivisch soll dadurch das Potenzial unstrukturierter Datenquellen wie historischer Daten und Wiederholungsuntersuchungen systematischer ausgeschöpft werden können.
Zuwendung (bestimmt) für
Projektpartnerschaft
Förderung durch
Kontakt im BfN
Weiterführende Informationen
Lage der Untersuchungsgebiete
