Studie: Pestizide das ganze Jahr über präsent

In Deutschland werden auf mehr als 30 Prozent der Landesfläche Kulturpflanzen angebaut. Im konventionellen Anbau - und damit der Produktion pflanzlicher Lebensmittel - werden bereits seit Jahrzehnten chemisch-synthetische Pestizide zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung und Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten eingesetzt. Diese werden mittels Sprühtechnik großflächig ausgebracht – mehrfach pro Jahr und als Mischung verschiedener Wirkstoffe.
Dabei können Pestizide Bodenlebewesen wie Regenwürmer oder Springschwänze, Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und Grashüpfer, aber auch Mikroorgansimen und damit auch die Bodenfruchtbarkeit belasten. Aber nicht nur die Ackerböden sind betroffen, sondern auch die umgebenden Wiesen, da die Pestizide mit dem Wind verdriftet werden.
Die Ergebnisse der Studie, in der von Februar 2021 bis Februar 2022 monatliche Probennahmen durchgeführt wurden, zeigen: Pestizide sind das ganze Jahr über in Böden und Vegetation präsent. In den Böden fanden sich im Durchschnitt 10 Pestizide mit einem Maximalwert von 28 Einzelstoffen in einer einzelnen Probe. In der Vegetation wurden ebenfalls Pestizide nachgewiesen, hier jedoch mit jahreszeitlichen Schwankungen. Der Durchschnitt lag bei 7 Pestiziden in der Vegetation, die Maximalwerte betrugen 25 Stoffe.
In der aktuellen EU-weiten Praxis der Zulassung werden Einzelstoffe geprüft, aber nicht die Wirkung der in der Umwelt tatsächlich vorkommenden Mischungen, die in Ackerböden bis zu 28 verschiedene Pestizide umfassen können. Die Anzahl der auf den untersuchten Flächen nachgewiesenen Pestizide, überschreitet die im Untersuchungsjahr ausgebrachten Pflanzenschutzmittel, was auf längere Abbauraten unter realen Umständen hindeutet.
Entsprechend plädieren die Forscher*innen für die schnelle Umsetzung einer drastischen Reduktion des Pestizideinsatzes, wie es in globalen Zielen des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal für 2030 definiert wurde. Alternative Anbausysteme, so die Forscher*innen, bestehen bereits in vielfältiger Weise, müssen nur breitenwirksamer dargestellt werden und in der Fläche gefördert sowie umgesetzt werden.