NaturschutzDigital: Tagung zu Modellierung im Naturschutz
Rund 40 Teilnehmende aus Wissenschaft, Behörden, Verbänden und Privatwirtschaft tauschten sich Anfang Juni im Rahmen der Tagung NaturschutzDigital 2024 auf Vilm über Anforderungen, Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für den praxisorientierten Einsatz von Modellierungen im Naturschutz aus. Die Tagung zeigte eindrucksvoll, dass Modellierungsansätze sehr vielfältig für Naturschutzzwecke eingesetzt werden können: Konkrete Beispiele sind Gefährdungs- und Risikoanalysen für Arten und Lebensräume, die Weiterentwicklung des Biodiversitätsmonitorings sowie die Planung von effektiven Schutzgebieten und -maßnahmen, z.B. durch Renaturierung. Mit Modellierungsverfahren ist es möglich, derzeitige Biodiversitätsentwicklungen zu untersuchen, zukünftige, zunehmend dynamische Biodiversitätsveränderungen zu prognostizieren und zu überwachen sowie Handlungsoptionen im Naturschutz zu analysieren und zu planen.
Die Teilnehmenden stellten unter anderem statistische und mechanistische Modelle, Habitat- und Artverbreitungsmodelle, ökologisch-ökonomische Modelle sowie Klassifizierungen für bestehende Modellierungsansätze vor. Eine zentrale Erkenntnis der Veranstaltung war, dass Modellierung verstärkt als ergänzende Methode in der naturschutzfachlichen Praxis genutzt werden sollte. Es besteht ein zunehmender Bedarf, auf Modellierungsergebnisse in Verbindung mit Expert*innen-Wissen zurückgreifen zu können. In einigen Fällen wäre die standardmäßige Nutzung von Modellierungsverfahren in der Praxis bereits möglich und wird teilweise auch schon erfolgreich umgesetzt. In anderen Fällen gibt es noch eine erhebliche Diskrepanz zwischen praktischen Anforderungen und den Möglichkeiten der Modellierung.
Die Teilnehmenden aus Behörden und andere Praxisakteure wünschten sich vor allem mehr Standardisierung und Qualitätssicherung, sowie eine bessere Anwendbarkeit und Kommunizierbarkeit der entwickelten Modelle und ihrer Unsicherheiten. Aufgrund der zahlreichen methodischen Neu- und Weiterentwicklungen wünschten sie sich außerdem Methodenübersichten und Empfehlungen für ihre konkreten Fachaufgaben. Aus Sicht der Modellierer*innen sollten in den Behörden neben ausreichend Expertise und Ressourcen für neue Methoden mehr Daten für die Entwicklung und Validierung von Modellen zur Verfügung stehen.
Zusammenfassend bedarf ein erfolgreicher Praxistransfer von Modellierungsverfahren Offenheit, Kooperationen und Co-Design sowie inter- und transdisziplinärer Austauschformate zwischen Expert*innen. Dazu leistete der Austausch an der Internationalen Naturschutzakademie (INA) auf Vilm einen wichtigen Beitrag. Die Veranstaltung fand im Rahmen der jährlichen Veranstaltungsreihe „NaturschutzDigital“ statt und ist mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung wird in der Schriftenreihe des BfN veröffentlicht.